Showing posts with label Bildung. Show all posts
Showing posts with label Bildung. Show all posts

Wednesday, May 1, 2024

DU und dein Schulkind (Költze und De Donato, 2023) - Rezension von Prof. Mila Nardelli

DU und dein Schulkind

von Horst Költze und Maria Teresa De Donato

 

Rezension von Prof. Mila Nardelli

 



„Du und dein Schulkind“das Buch von Maria Teresa De Donato, das sie gemeinsam mit dem Co-Autor Horst Költze geschrieben hat, ist eine inhaltsreiche Publikation mit einem flüssig und angenehm zu lesenden Text.

Dieses Buch enthält eine kritische Analyse der Reformpolitiken, die in diesen Jahren seit der PISA-Studie die öffentlichen Schulen radikal umgestaltet haben und die leider eher zum Niedergang als zum Fortschritt der Bildung führten, weil sie von wirtschaftlichen Interessen motiviert sind.

Die destruktiven Folgen sind auf verschiedenen Ebenen erkennbar.

Sie begrenzen die Freiheit des Unterrichts, indem sie zur Lehrmethode „Teaching to the test“ führen, die als einziges Modell gilt, einen der obersten Rankingplätze bei PISA zu erreichen.

Dadurch werden die Ziele der öffentlichen Schulen radikal geändert. Der Bildungsprozess wird zum Produktionsprozess im Wirtschaftsunternehmen Schule, die den wirtschaftlichen Bedürfnissen entsprechen soll.

Die Autoren stellen dar, wie diese Veränderungen zu einer Abwertung anderer, entscheidenderer Ziele geführt haben, die die Schule verfolgen muss:

Die kulturelle und bürgerliche Emanzipation der Schüler, die zu bewussten Bürgern in einer Gesellschaft gebildet werden sollen, die durch den Pluralismus gekennzeichnet ist.

Stattdessen geht es um standardisierte und völlig nivellierte Leistungen. Es gilt der PISA-Indikator als Maßstab für Statistiken und Tests.

Schülerinnen und Schüler werden gehindert, ihre Talente zum Ausdruck zu bringen und ihr menschliches Potenzial zu erkennen und zu verwirklichen.

Ziel dieses Buches ist es, darüber zu informieren, wie man die Schule zum Besseren verändern kann,

  • -      damit sie wieder der Bildung der Schülerinnen und Schüler dient, den Familien und der Gemeinschaft und
  • -        damit Pädagogik und Anthropologie den Lehrern den Weg weisen, den sie einschlagen müssen und
  • -      damit die Eltern die ersten sein können, die die Kinder unterstützen und ihnen helfen, ohne diese Rolle ausschließlich an die Schule zu delegieren.

 

Ich empfehle dieses Buch Studenten, Lehrern, Managern, Eltern und allen, denen die Zukunft der Kinder am Herzen liegt. Schulen, die versagen, schaden der Gemeinschaft, und Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft.

 

Wednesday, March 6, 2024

DU und Dein Schulkind (Költze u. De Donato, 2023) - Rezension von Dr. Luisa Damato, Schulleiterin

 DU und Dein Schulkind

Die unbequeme Wahrheit über Schule

 

von Horst Költze und Maria Teresa De Donato

 

Rezension von Dr. Luisa Damato, Schulleiterin



 

Die Analyse des internationalen Bildungssystems unserer Zeit steht im Mittelpunkt der Studien, die der im heutigen Polen geborene Horst Költze, Theologe, Philosoph, Pädagoge, Psychologe und Lehrer seit Mitte des letzten Jahrhunderts, seit Jahren betreibt.

Er hat 2023 zusammen mit Maria Teresa de Donato, Lehrerin, Journalistin und Romanautorin, Italienerin, aber in die USA ausgewandert, das Buch "Tu e il tuo alunno - Tutta la verità sulla scuola" („DU und dein Schulkind  -die unbequeme Wahrheit über Schule“-) veröffentlicht.

Der erste Teil "Die Schule auf die Füße stellen" wird im zweiten Teil mit dem Titel "Bildung und Freiheit" bestätigt, wo wir von den Antworten fasziniert sind, die Költze in einem von De Donato geführten Interview gibt.

Daniel Pennac formulierte es so: "Ich würde sagen, dass der Schlüssel zum Lesen das Wort LIEBE ist".

Und es ist kein Zufall, dass ich mir die Freiheit genommen habe, das Wort "Liebe" in Großbuchstaben zu schreiben, denn das ganze Buch ist von der Aura einer tiefen Liebe zur Schule durchdrungen, die nicht als Apparat, sondern als Bildungsgemeinschaft verstanden wird, in der alle Protagonisten aufgerufen sind, miteinander zu interagieren.

Schon die Widmung gibt Anlass zum Nachdenken über die überragende Absicht der Autoren:

"Gewidmet allen Schülerinnen und Schülern dieser schönen Erde und ihren Eltern".

Das Adjektiv der Superlative suggeriert uns eine positive Vision, die wir bei der Lektüre nie aus den Augen verlieren dürfen, die uns andererseits schon in der „Begrüßung“ das Bild eines "unmenschlichen und krankmachenden Bildungssystems" vermittelt.

Die Autoren sind von einem Geist des Protests beseelt und von der Hoffnung auf eine Transformation der Schule, wobei sie jedoch eine friedliche Bildungsrevolution vorschlagen, die nur stattfinden wird, wenn der ökonomistische Geist, der das Bildungssystem derzeit beherrscht, überwunden wird.

Die Autoren prangern die OECD und die Bildungsminister ihrer Mitgliedsländer an, die sie als Handlanger der OECD bezeichnen, weil sie die Bildung als Maschinerie betrachten, das intellektuelle Kapital der Schüler als reales Kapital, als „Rohmaterial“, das von zwei Bildungsprinzipien, nämlich Konkurrenz und Effizienz, geschmiedet werden muss.

Die Schüler müssen Ergebnisse liefern, deren Qualität anhand von Benchmarks gemessen wird, die von der OECD willkürlich festgelegt werden.

Die Schule ist kein "sicherer Hafen" mehr, wie uns die Geschichte lehrt, sondern ein Ort, an dem ständiger Wettbewerb stattfindet, bei dem nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer standardisierte Lernprodukte liefern müssen. Sie sind Sklaven, sie sind humanoide Roboter.

Aber was ist mit der menschlichen Bildung und der menschlichen Freiheit?

Die OECD hat vor, sie zu vernichten. Sie will das Bild des Menschen als freies Wesen bewusst ignorieren.

Stattdessen muss der Begriff der Freiheit der Ausgangspunkt für eine friedliche Bildungsrevolution sein.

Die Freiheit ermöglicht es dem Menschen, in seinem SELBST zu entscheiden, wie er handelt, für seine Handlungen verantwortlich zu sein, denn dort findet die Selbstregulation statt, jene Fähigkeit, die bei der jungen Generation gefördert werden sollte. Die Schüler würden in Freiheit und Selbstregulation das Beste aus ihrem Potenzial machen, angetrieben durch ihr angeborenes Lerninteresse und durch ein Bildungssystem, das darauf abzielt, eben dieses Potenzial zu fördern.

Dieser Bildungsprozess würde die fortwährende Entwicklung der Menschheit, ja mehr noch, das Überleben der Menschheit sichern.

Die junge Generation würde lernen zu SEIN. Das viel gepriesene Konzept der "Kompetenz", das seit Jahren in den Kreisen der schulischen Entscheidungsträger diskutiert wird, sollte der Ausgangspunkt sein, als „SELBST-Kompetenz“ der Endpunkt der Bildung der Menschheit. SELBST-Kompetenz ist das Wissen vom eigenen SEIN, wie man i s t, das durch den Erwerb von Wissen (Können) und Fertigkeiten (Know-how) erreicht wird; aber dieser Prozess muss immer in völliger Freiheit stattfinden. Erzwungenes Lernen, aufgezwungenes Wissen verhindert das Bewusstsein für das eigene "SELBST". Die Schule wird zu einem Gefängnis, in dem sogar die Lehrer verpflichtet sind, bestimmte Inhalte zu bestimmten Zeiten zu vermitteln und dann die Lernprodukte der Schüler zu bewerten.

Und genau hier bestehen die Autoren auf einer anthropologisch orientierten Ausrichtung der Lehrerbildung.

In Anlehnung an den Philosophen Kierkegaard favorisieren sie Lehrer:Innen, die sich ihres SELBST, ihrer eigenen Gefühle, ihrer Auswirkungen auf die Schüler, des Sinns und ihrer eigenen Freiheit voll bewusst sind. Nur eine solche Professionalität kann eine echte Transformation der Schule garantieren, deren Motto nach Ansicht der Autoren "für freie Schüler in einer freien Gesellschaft" lauten könnte.

Die sokratische Lehrmethode wird neu bewertet, die den Schüler als jemanden sieht, der sein höchstes Potenzial mit seinem angeborenen Lerninteresse ausschöpft, der nicht durch Belohnungen oder Bestrafungen konditioniert wird, der nicht Schularbeiter ist, der Produkte für die Arbeitswelt und den Wirtschaftsprozess herstellen muss.

Das heutige ökonomistische Bildungssystem, so Költze, führe bei Lehrern zu Burn-out, bei Eltern zu Verzweiflung und bei Schülern zu pathologischen Folgen wie Stress und Schulabbruch.

Die Lösung für diese Unsicherheiten liegt in der Schaffung eines Bildungssystems, das über die totale Standardisierung hinausgeht und die weiblichen Prinzipien der Kooperation, Empathie, Phantasie, Kreativität aufwertet, die das männliche Potential ergänzen. Eine Bildungsgemeinschaft, in der die "Bildungsrevolutionäre" aufgerufen sind, im Teamgeist zu agieren.

Das Endziel ist die Förderung einer humanen, integrativen Bildung, die die Freiheit, sich selbst zu bestimmen, respektiert:

eine Schule, die nicht belehrt, sondern umfassend bildet.

Die Autoren empfehlen, nicht den Glauben zu verlieren, dass die Schule wieder auf die Beine kommen wird. Wenn auch noch nicht häufig, so sind doch bereits erste Ansätze einer Wiederbelebung zu verzeichnen: Lehrer, die aus Protest kündigen, weil sie nicht für das Versagen des Bildungssystems verantwortlich sein wollen, stehen Lehrern gegenüber, die einen motivierenden Unterricht auf der Grundlage der Selbstregulation eingeführt haben. Diesen geht es nicht mehr um die Bewertung von Verstandesbegriffen, sondern um einen empathischen und konstruktiven Ansatz, der bei den Schülern Vertrauen in ihre Fähigkeiten weckt.

Ich möchte den Autoren dafür danken, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, innezuhalten und über die Grundlagen der Welt der Bildung nachzudenken, der ich mein ganzes Arbeitsleben gewidmet habe.

Die Lesemethode, die ich für das Verständnis des Textes am förderlichsten fand und die ich völlig unbewusst angewandt habe, bestand darin, bestimmte Passagen immer wieder zu lesen, obwohl sie in einer syntaktisch verständlichen Sprache verfasst sind, weil ich sie als dicht und vieldeutig empfand, aber dennoch immer kommunizierend.

Es ist eine Publikation, die tausend Szenarien eröffnet und sich für tausend Interpretationen eignet: Sie hinterlässt starke Eindrücke, wenn man sie als Lehrer liest; sie vermittelt begründete Ängste, wenn man sie als Elternteil liest; sie verbreitet Bewusstsein, wenn man sie als Schüler liest; sie lädt zum Handeln ein, wenn man sie als Manager liest. Die Autoren schreiben in der Begrüßung: "Wenn Sie einmal angefangen haben zu lesen, werden Sie nicht mehr aufhören".

Und wenn wir an den Punkt zurückkehren, an dem wir unsere Analyse begonnen haben, sind wir noch mehr davon überzeugt, dass der Schlüssel zum Lesen immer das Wort "LIEBE" bleibt: Wenn eine Welt sich selbst liebt, will sie die Wahrheit über sich selbst erfahren.

 

 



Friday, February 23, 2024

“DU und Dein Schulkind„ (Koeltze & De Donato, 2023) - Rezension von Professorin Giovanna della Bella

 “DU und Dein Schulkind„

Die umbequeme Wahrheit über Schule


 

von Horst Költze und Maria Teresa De Donato

 

Rezension von Professorin Giovanna della Bella

 



Der Text von H. Költze und M.T. De Donato führt in eine tiefgreifende Analyse des Bildungssystems, einschließlich des italienischen, das den von der OECD "auferlegten" statistischen Parametern folgt.

Die Erfahrung und Ausbildung der beiden renommierten Autoren führen den Leserinnen und Leser auf einen Weg, der die negativen Faktoren unseres Schulsystems fokussiert.

Zunächst einmal der ökonomistische Geist der OECD, der darauf abzielt Kinder so zu erziehen, als wären sie "Verbrauchsgüter".

Jedes Kind kommt in die Schule und bringt eine Fülle von Erfahrungen mit, die das Ergebnis seiner Familien- und Umwelterlebnisse sind, die berücksichtigt werden müssen, bevor es sich auf einen Bildungsprozess einlassen muss, der die Person formt.

Jeder Mensch ist bereit zu lernen, solange er in Freiheit mit seinem Interesse lernt.

Dieses Lerninteresse sollte die Schule also berücksichtigen, ohne diskriminierend oder selektiv zu sein.

In meiner Berufserfahrung als Lehrerin habe ich die Schwierigkeiten kennen gelernt, die Unzulänglichkeiten des Schulsystems, das sich zwar um Reformen "bemüht", um die gesetzten Ziele für die Bildung der Lernenden zu erreichen. Aber die Realität, in der die Schule arbeitet, ist unterschiedlich, von Kleinstädten bis zu Großstädten, von Nord nach Süd. Jeder Kontext bietet ein anderes Panorama von Bedürfnissen, auf die es zu reagieren gilt.

Man könnte auch die Strukturen der Gebäude erwähnen, in denen die Institute untergebracht sind, die unzureichend und unzulänglich sind. Institute, in die die Schüler jeden Tag wie in ein "Gefängnis" gehen, in dem sie ihr "volles menschliches Potenzial" nicht entwickeln können.

Wie soll die Lehrerin bei all dem ihre Funktion erfüllen, die ich als Auftrag verstehe?

Welche Rolle sollten die Eltern bei der Suche nach dem

„besten Bildungsangebot" für ihre Kinder übernehmen?

Auch zu diesen Fragen formulieren die Autoren entsprechende Vorschläge.

Ich gratuliere Institutsleiter Horst Költze und der vielseitigen Maria Teresa De Donato zu diesem Text von hohem Wert und hoher Bedeutung, in dem die Thematik mit Schlankheit und Wesentlichkeit dargestellt ist, intensiv und reich an Argumenten, die zu zahlreichen Überlegungen anregen.

Der Text ist klar in seiner typografischen Darstellung, so dass die Botschaft, zwar knapp und lapidar, aber dicht an vielfältigen kulturellen Bezügen und von globaler Bedeutung ist.

Ich bin überzeugt, dass "DU UND DEIN SCHULKIND" ein wertvolles Werk ist für Eltern, Lehrer, Schulbetreiber, Regierende, für alle, die für die Erziehung junger Menschen verantwortlich sind.

Die Autoren schlagen vor, dass wir Vertrauen in eine Renaissance der Schule haben sollten, wir alle.

Wir alle hoffen, dass wir Bürger ausbilden, die in der Gesellschaft von morgen ihre Fähigkeiten einsetzen, die sie in Freiheit und nicht durch Zwang erworben haben –

zur Verbesserung und Förderung des Lebens, nicht nur des materiellen, sondern auch und vor allem des menschlichen und sozialen Wohlergehens.

Nützlich!



Friday, February 9, 2024

DU und Dein Schulkind (Koeltze u. De Donato, 2023) - Rezension von Eleonora Davide

DU und Dein Schulkind

Die unbequeme Wahrheit über Schule

 

von Horst Költze und Maria Teresa De Donato


Rezension von Eleonora Davide, Redaktionsleiterin u. Journalistin




Was wir heute über die Schule wissen sollten

Rezension vom 21. 1. 2024 (5 STERNE) (Amazon.it)

 

Eine interessante Analyse zum aktuellen Zustand der europäischen Schulen. Die Sichtweise des Autors, die die besondere Situation in Deutschland exemplarisch betrachtet, bietet verschiedene Reflexionspunkte darüber, was heute von Studierenden erwartet wird.

Die INVALSI (PISA)-Tests stehen im Mittelpunkt einer eingehenden Studie über die Ziele der Schule und reagieren auf Kriterien, die nicht der Realität des menschlichen Materials entsprechen. Und tatsächlich wird die Menschlichkeit des Studenten unter der Anleitung einer Journalistin unter die Lupe genommen, die in der Lage ist, ein Thema ans Licht zu bringen, das uns sehr berührt und über das wir in Wirklichkeit sehr wenig wissen.

 

Eine wirklich interessante Lektüre!



Thursday, January 4, 2024

DU und Dein Schulkind von Horst Költze und Maria Teresa De Donato - Rezension von Prof. Elisabetta Fioritti

 DU und Dein Schulkind

Die unbequeme Wahrheit über Schule

 

von Horst Költze und Maria Teresa De Donato


Rezension von Prof. Elisabetta Fioritti




Eine Publikation, die uns alle anspricht, denn Kinder sind unsere Zukunft und unser menschlicher Wert, und ihre Bildung ist das grundlegende Mittel zur Verbesserung und zum Fortschritt in einer humanen und zivilisierten Gesellschaft.

Die Autoren prangern die Grenzen einer Schule an, die sich auf enge Bewertungsschemata stützt, die nicht die vielen Facetten einer aufkeimenden Persönlichkeit, wie der eines heranwachsenden Schülers, erfassen können. Horst erinnert in diesem Zusammenhang an die sokratische Methode, die es versteht, aus dem Menschen sein bestes Potenzial herauszuholen, während die heute den Schulen abverlangte und von der OECD provozierte Methode restriktiv ist, eher wirtschaftlichen als ethischen Grundsätzen folgt und den Schüler zu einem Produkt macht, nicht mehr und nicht weniger.

Wir dürfen nie vergessen, dass Bildung ein sozialer Organismus und keine Maschine ist. Dieses Konzept wird von den Autoren bekräftigt, denn der Lernende darf nicht als "langlebiges Konsumgut" betrachtet werden, wie der Nobelpreisträger Gary S. Becker aus Chicago postuliert. Diese Haltung entspringt der Vorstellung von Wettbewerb und Effizienz im Zusammenhang mit dem Markt, Prinzipien, die, auf den Menschen übertragen, nur katastrophale Folgen haben können, wie z. B. die Erkrankung von Schülern, die Kündigung von Lehrern, verzweifelte Eltern. Der OECD ist es nach Ansicht der Autoren gelungen, den "sicheren Hafen der Schule" in einen Bereich des globalen Wettbewerbs zu verwandeln, mit standardisierten Ergebnissen nach dem PISA-Indikator.

Ein solches Menschenbild ist reduktionistisch und mechanistisch und schränkt die Freiheit des Einzelnen ein. 

Wir rufen daher zu einer friedlichen Revolution auf, deren Motto „Für freie Studierende in einer freien Gesellschaft“ lauten könnte.

Ohne auf die Vorzüge des Textes eingehen zu wollen, zu dessen Lektüre ich Sie ebenfalls einlade, möchte ich den Autoren für diese interessante Konferenz über die Welt der Schule danken, die unser großes Mittel zur Evolution und menschlichen Entwicklung bleibt und die Unterschiede berücksichtigt und das unendliche Potenzial junger Generationen, denen geholfen werden muss, als Ganzes zu wachsen und eine freie und entwickelte Gesellschaft zu bilden, auch durch Aktionen, die sich in „Freitag der Bildung“ übersetzen lassen, für eine friedliche Bildungsrevolution.

Ich erneuere meine Ermahnung, diese interessante Veröffentlichung zu lesen, und danke den Autoren, die mir die Gelegenheit dazu gegeben haben.

 






Thursday, October 20, 2022

Schule: Rücktritt als Protest - Der Fall einiger Lehrer – von Maria Teresa De Donato

Schule: Rücktritt als Protest

- Der Fall einiger Lehrer –


von Maria Teresa De Donato

 



Bei den beiden vorangegangenen Treffen mit Freund und Autorkollege Horst Költze zum Thema Bildung und Freiheit, Teil Eins und Teil Zwei, haben wir uns mit grundlegenden Aspekten wie Selbstbewusstsein, Selbstbewusstsein und der Rolle, die die Schule haben sollte, auseinandergesetzt eigene Programme, indem sie jedem einzelnen Schüler helfen, sein eigenes und einzigartiges Potenzial und damit seine Kreativität zu entwickeln.

All dies, wie in diesen Artikeln betont wurde, kann nur durch Freiheit erreicht werden. Im Rückwärtsgang, Im traditionellen Schulsystem, das gegenwärtig in 76 Staaten von der funktionalistischen PISA-Studie [Programme for International Student Assessment] dominiert wird, werden Kinder und Jugendliche während der Wachstumsphase ihres Gehirns mindestens zehn Jahre lang auf Anpassung konditioniert. ... Beim Zwangslernen fehlt der existentielle Bezug zur Person, zum wahren SELBST. Dadurch wird die Entwicklung von Hirnarealen behindert, die für die Selbst-Genese gebraucht werden.  Am Ende der Schulzeit wissen die Absolventinnen/Absolventen nicht, WER SIE SIND und was sie selbst eigentlich wollen.”

Bei dem Versuch, dieses kolossale Problem zu lösen, haben Fachleute der Branche auf jede erdenkliche Weise Maßnahmen ergriffen. Unter ihnen war gerade Horst Költze, der durch seine Veröffentlichungen versuchte, drei grundlegende Aspekte hervorzuheben:

1) diese erschreckende Lücke im Bildungssystem;

2) die verheerenden Auswirkungen, die diese Bildung auf Kinder und Jugendliche hat;

3) die Notwendigkeit, nicht nur in den Unterrichtsprogrammen, sondern vor allem auch in der Art der Ausbildung der Lehrer selbst wesentliche Änderungen vorzunehmen.

Auch nach seiner Pensionierung setzte Horst seinen Kampf unerschrocken fort. Ziel ist es, das Bewusstsein der zuständigen Stellen, des Schulpersonals und der Eltern der Schüler für die Notwendigkeit einer freieren Bildung zu fördern, die geeignet ist, das kreative Potenzial jedes Schülers zu erkennen und zu maximieren. Die Verwirklichung dieser Art von Bildung ist nicht nur in Deutschland, wo Horst lebt, zu hoffen, sondern auch in den übrigen Ländern, in denen die funktionalistische PISA-Studie angewendet wurde.

Horst war natürlich nicht der einzige Lehrer, der sich der Schäden bewusst war, die Kindern und Schulkindern durch ein derart versagendes Bildungssystem zugefügt werden. Viele andere haben die Mängel und die Notwendigkeit von Änderungen erkannt. Einige seiner Kollegen haben es jedoch leider nicht geschafft, weiterhin Teil eines Systems zu sein, in dem sie weder Bewertungstechniken noch Lehrmethoden teilen, und haben eine drastische Entscheidung getroffen: Entlassung.

Daher gaben sie den Beruf auf, mit dem daraus resultierenden Verlust von Arbeit und Rentenbeiträgen, als eine Form der Denunziation und Verurteilung eines Bildungssystems, das Kinder versklavt und ihnen von klein auf die Flügel stutzt.

In dem online im Bildungsmagazin News4Teachers veröffentlichten Artikel mit dem Titel Das Schulsystem macht krank„: Warum eine Grundschullehrerin den Staatsdienst quittiert – ihre Begründung im Wortlaut verzichtet diese Lehrerin auf ihre lebenslange Existenzsicherung als Beamtin.

Sie stellt damit ein lebendiges, personales Dokument des Bildungs-MISSBRAUCHS dar, der im Interview mit dem Bildungsschriftsteller Horst Költze zum Thema "BILDUNG UND FREIHEIT",  zuvor erwähnt, deutlich geworden ist.

In ihrem Kündigungsschreiben an das Staatliche Schulamt München vom 16.03.2022 - Schulrat 12 - 80313 München erläutert diese Lehrerin die Gründe für ihre einschneidende Entscheidung beginnend mit einer Frage:

“Wieso verlieren so viele Kinder schon nach kürzester Schulzeit die Freude am Lernen?„

 

Je nach Inhalt ihres Schreibens sind die Gründe vielfältig:

 

1)     Kinder werden zu “Erwartungsobjekten„ während ihre persönliche und familiäre Situation mit allen möglichen damit verbundenen Problemen völlig ignoriert wird. Der hohe Grad an Frustration und Wut führt zu dem mittlerweile an allen Schulen weit verbreiteten Phänomen des Mobbings.

 

2)     Verstoß gegen Menschenrechte, die UN-Behindertenrechtskonvention und die UN-Kinderrechtskonvention: Alter, Herkunft, Ethnie, Hautfarbe, Geschlechts, des Bildungsstandes der Eltern, ihres Vornamens und der Armut ihrer Eltern„ sind alle diskriminierende Faktoren und das ganz ohne den Aspekt “Inklusion„ zu erwähnen, gerade in Bezug auf Menschen mit Behinderungen. Die Atmosphäre in der Schule, besonders in der staatlichen, ist so “der Herrschaftserfahrung und der hierarchischen Kommunikation, nicht der Partizipation.„

 

3)     Lernbegriff: Das Lernen in der Schule basiert auf der falschen Annahme, dass Wissensinhalte von einem Menschen auf den anderen übertragen werden können – ob der nun will oder nicht.„                                                                  Dies entspricht nicht der Wahrheit, da das Gehirn Daten nicht nur speichert, sondern filtert. (MEINE ANMERKUNG: Deshalb lernen wir manches leicht und merken es uns und andererseits haben wir Schwierigkeiten, es überhaupt zu verstehen, und vergessen es auf jeden Fall schnell.)

 

4)     Schulpflicht (in Abgrenzung von Bildungspflicht) und Lernzwang stehen im Widerspruch zu einer Reihe von Grund- und Menschenrechten. Also, wenn man “in einer freiheitlichen Gesellschaft eine Integrationsfunktion zukommen soll, müssen wir die Schulpflicht endlich abschaffen.„                                      

5)     Das Schulsystem macht krank – Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen.                                                                                      

Dies wird deutlich durch die hohen Raten von Symptomen, die bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter festgestellt werden, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen, um nur einige zu nennen.                                                                                                           

 

Diese Lehrerin war nicht die einzige, die eine “extreme Geste„ machte. Ein weiterer Fall, den wir anführen können, ist tatsächlich der von Gunnar Kaiser.

In seinem Interview Gunnar Kaiser im Gespräch – "Ich mach da nicht mehr mit",

das auf dem YouTube-Kanal Plattform RESPEKT veröffentlicht wurde, erklärte Kaiser, dass in seinem Fall der Umgang mit der Covid-Situation und die Anhörung durch Behörden und damit die aus den Medien, dass es zumindest nach den gängigen Kanons keine Normalität mehr geben würde. Im Gegenteil, alle durch die Pandemie auferlegten Einschränkungen und gesellschaftlichen Veränderungen, auch in Bezug auf die der Freiheit auferlegten Grenzen, würden zur neuen Normalität werden. Die durch die Pandemie genommenen oder zumindest eingeschränkten Freiheiten würden nie wieder hergestellt.

Eine interessante Frage, die sich Gunnar Kaiser stellt, ist: “Haben wir die Democratie je wir wirklich gelebt, wenn wir sie so schnell ergeben?„

 

Vielleicht ist es an der Zeit, aus konventionellen Mustern auszubrechen und die Welt der Ideen und hohen Ideale anzunehmen, unabhängig davon, was wir gewohnt sind zu tun oder um uns herum zu sehen. Vielleicht sollten wir uns nicht mehr fragen, ob etwas “normal„ ist, sondern uns fragen, ob es “legitim„ ist und welche Auswirkungen es hat.

Deshalb gab auch Gunnar Kaiser den Unterricht aus verschiedenen Gründen auf, von denen viele in dem Kündigungsschreiben enthalten waren, das seine Kollegin aus München an die entsprechenden Schulaktivitäten in ihrem Bereich schickte.

Sich der Problematik voll bewusst zu sein und ein Gewissen zu haben, das erkennt, dass das Bildungssystem, so wie es konzipiert ist und funktioniert, nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern selbst mehr schadet als nützt, markiert den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.

 

Seien Sie sich der Schwierigkeiten bewusst, die Schüler haben

 

     mit Programmen Schritt halten, an denen sie kein Interesse haben;

 

     aufgrund ihrer schulischen Leistung durch Tests beurteilt werden müssen; Und


    sich mit der Scham des Versagens und Mobbing durch Gleichaltrige auseinandersetzen müssen,

 

Dadurch fühlen sich diese Lehrer völlig hilflos, als ob sie vor einer Gummiwand stehen und folglich keine wesentlichen Änderungen am System vornehmen können.

Für einen Diskurs der Kohärenz und des Gewissens bleibt es daher an ihnen, zu vermeiden, Teil davon zu sein. Viele Lehrer entscheiden sich daher für einen drastischen Berufswechsel. Unter Verzicht auf einen sicheren Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst und die daraus resultierenden Rentenbeiträge treten sie von ihrem Amt zurück. Sie wollen sich für das Versagen des Bildungssystems selbst und für den Schaden, den es den Schülern zufügt, nicht verantwortlich fühlen.

Unabhängig von den persönlichen Entscheidungen jedes einzelnen Lehrers versagt die Schule in den Ländern, in denen das PISA-Funktionssystem angewendet wird, daher kläglich bei dem, was ihr Zweck und ihr eigentlicher Daseinsgrund sein sollte: die Förderung der Ausdruckskreativität sowie der Entwicklung und maximale Ausschöpfung des Potenzials jedes einzelnen Schülers.



 
 

Tuesday, July 12, 2022

Bildung und Freiheit (Teil 2) - Im Gespräch mit Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze - von Maria Teresa De Donato

Bildung und Freiheit (Teil 2)

Im Gespräch mit

Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze

von Maria Teresa De Donato



 

Heute freue ich mich sehr, wieder meinen lieben Freund, den Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze zu Gast zu haben.  1932 in Pommern geboren und 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee geflohen, hat Horst Költze der Lehre “sein Leben gewidmet und mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen Konzepte wie   Lernen in Freiheit„ ,  “Lernen und Bewusstsein„ hervorgehoben.

Im ersten Teil unseres Interviews haben wir auf sein Leben und seinen Werdegang als Lehrer, aber auch als Rektor und Institutsdirektor einen Blick geworfen und uns mit seinen ersten Veröffentlichungen beschäftigt. Heute werden wir uns auf die anderen konzentrieren, indem wir dieses faszinierende Gespräch über die Welt des Lehrens und Lernens fortsetzen.

 

MTDD: Lieber Horst, herzlich willkommen in meinem virtuellen Kultursalon.

Es ist mir eine Freude, Dich wieder als meinen Gast zu haben.

 

HK: Auch ich freue mich, Liebe Maria Teresa, dass Du mir in Deinem Kultursalon Gelegenheit gibst, die evolutionäre, global bedeutsame Bildungs-Botschaft vertieft darzustellen. 

 

MTDD: Horst, die Liste Deiner Veröffentlichungen ist sehr lang und würde zahlreiche Interviews erfordern, um Zeit zu haben, die Inhalte vollständig zu vertiefen. Ich habe daher daran gedacht, mich mit Dir auf einige von ihnen zu konzentrieren.

Ich möchte von der Anthropologisch orientierte Lehrerausbildung (1981) ausgehen.

“In diesem Buch geht es darum, die Lehrer*Innenbildung durch Implementierung eines Trainingsseminars in die Referendar-Phase auf die Persönlichkeitsbildung zu fokussieren, im Gegensatz zur Fachsozialisation der Studienphase. Anthropologisches Fundament ist die Definition des SELBST nach Søren Kierkegaard.”

Kannst Du für diejenigen, die mit Pädagogik oder Philosophie nicht vertraut sind, erklären, wer Kierkegaard war und was seine Sicht des SELBST war?

HK: Sören Kierkegaard hat von 1813 bis zu seinem Tode 1855 in Kopenhagen gelebt. Er war Theologe und Philosoph. Man nennt ihn den Sokrates des Nordens. Kierkegaard ist der führende dänische Philosoph und Begründer Existenzphilosophie. Als Beginn der Existenzphilosophie wird der Tagebucheintrag vom 1. August 1835 verstanden: Es kommt darauf an, meine Bestimmung zu verstehen, zu sehen, was die Gottheit eigentlich will, das ich tun solle; es gilt eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will.„

Im Zentrum der Existenzphilosophie steht der Mensch als authentisches Wesen, als ein SELBST mit Geisteszuständen wie Liebe, Angst, Verzweiflung. Das SELBST versteht Kierkegaard als verantwortliches, freies, sich selbst entwerfendes und nicht als festgelegtes Wesen.

In SELBST-Konfrontation hat Kierkegaard das Phänomen “Verzweiflung„ analysiert. Ergebnis ist eine Struktur-Definition des SELBST, die er in seinem Essay “Die Krankheit zum Tode„ darstellt.

Ich zitiere; “Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält. … Das Verhältnis ist nicht das Selbst, sondern dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält.„

Das anthropologische Ur-Phänomen der ´Re-Repräsentation` ist mit der Erkenntnis “dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält„ eindeutig definiert.

Kierkegaard versteht das SELBST als ein dynamisches System aus drei Verhältnissen.

In meinen Schriften veranschauliche ich dieses System als “Anatomie des SELBST„. Die drei Verhältnisse in Kierkegaards Definition stelle ich als psychosomatische, als dialogische und als Sinn-Dimension dar.

 

MTDD: Wie hat Deine Publikation versucht, dieses Material für Bildungszwecke nutzbar zu machen?

HK: Kierkegaards Erkenntnis des SELBST als Struktur dreier relationaler Dimensionen legitimiert das SELBST als Basis eines jeden Bildungsprozesses, dessen Bildungs-Ziel SELBST-Regulation ist.

Grundlage eines solchen Bildungsprozesses ist das ontische Menschenbild mit der Geist-Struktur des SELBST, die zur Konstitution eines jeden Menschen gehört.

So wie jeder Mensch des Planeten Erde mit der gleichen Körper-Struktur aus Kopf, Rumpf, Armen und Beinen ausgestattet ist, so ist jeder Mensch mit der Geist-Struktur aus psychosomatischer, dialogischer und Sinn-Dimension ausgestattet.

Diese Erkenntnis ist evident. Mit introspektiver SELBST-Reflexion ist  der Mensch befähigt, die psychosomatische Dimension, die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele, in sich selbst zu erkennen.

Die dialogische Dimension erlebt der Mensch, sobald er ein Bewusstsein für seine inneren Vorgänge entwickelt. Dann wird ihm bewusst, wie er sich in einem inneren Dialog zwischen JA oder NEIN entscheidet. 

Die Sinn-Dimension erlebt der Mensch, wenn ihm bewusst ist, dass er seine Entscheidung mit seiner Antwort auf die Frage „was Sinn macht“ begründet. Der Sinn-Faktor ist sein Entscheidungs-Faktor.

Aus diesem konstitutionellen anthropologischen Ur-Phänomen resultiert, dass das SELBST die Basis des Bildungsprozesses ist.

 

MTDD: Eine weitere Veröffentlichung von Dir ist Der Bildungsmissbrauch – Oder: Wofür schlägt dein Herz? Mutter! Vater!

“Diese Streitschrift ist ein Aufruf der Elternschaft, die entwürdigende Funktionalisierung ihrer Kinder durch die PISA-Output-Bildung nicht mehr zu tolerieren, in der sie Lernprodukte für internationales Ranking der Bildungs-Planwirtschaft liefern müssen.”

Kannst Du, bitte, das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ erläutern?

HK: Das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ basiert auf standardisierten Lernprodukten.

SchülerInnen-Köpfe müssen Lernprodukte in vorgeschriebenen Zeiteinheiten liefern, die der Passung sog. Bildungs-Standards entsprechen.

Die Lernprodukte werden für die empirische Auswertung mit Kennziffern eines Qualitätsmaßstabes markiert. Der Qualitätsmaßstab ist von der ökonomischen Verwertbarkeit im Arbeits- und Wirtschaftsprozess abgeleitet.

SchülerInnen-Köpfe und LehrerInnen werden in der Bildungs-Planwirtschaft wie Module programmiert.

Das technokratische Instrument, dass zur Lieferung der verordneten Lernprodukte motiviert, ist ein oberster Rankingplatz in der PISA-Studie, die die Bildung der jungen Generation in 79 Staaten der Erde wie ein Krake im Griff hat.

Die pathologischen Folgen der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ hat eine Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) zutage gefördert:

55% der Schulkinder klagen über Kopfschmerzen, 51% über Bauchschmerzen, 43% über Rückenschmerzen, 35% haben Schlafstörungen. 70% der Achtklässler trinken Energydrinks, bei den Zehntklässlern sind es 84%. „Schulangst“ ist ein Standardthema. Als Ursache für diese Schulangst wird vor allem das Leistungs- und Konkurrenzprinzip der Schule festgestellt.

 

MTDD: Diese Arbeit von Dir hat meiner Meinung nach einen besonders edlen Zweck. Es stellt sich jedoch die Frage, wie wir dieses Bedürfnis mit der Tatsache in Einklang bringen können, dass Eltern leider nicht immer vorbereitet, gebildet und sich dieser Realitäten und Dynamiken bewusst sind, sondern im Gegenteil dazu neigen, sich fast blind anzuvertrauen genau der Schule die Aufgabe übertragen, Programme auszuwählen und ihre Kinder zu erziehen?

HK:  Ja, das ist die Lage der Mütter und Väter, die Du treffend kennzeichnest.

Diese Bewusstseinslage hat mich motiviert, mehrere Bücher für Eltern zu schreiben, unter Titeln, die wachrütteln könnten, wie der Untertitel “Wofür schlägt dein Herz? Mutter! Vater!„ oder: “Wer stoppt die PISA-Walze?„, “Eltern wissen das nicht„,         “Die andere Bildung„, “Der Bildungs-Kompass für Eltern - Eine Streitschrift zur Überwindung der Bildungsdiktatur„.

Neben Unkenntnis ist ein weiterer Hinderungsgrund die Berufsarbeit, die Mütter und Väter auspowert. Nach einem stressigen Arbeitstag haben sie keine Kraft mehr, sich um Schulbildung zu kümmern.

Trotzdem sollte nichts unversucht bleiben, mit interessierten Müttern und Vätern über das Thema „Bildung und Freiheit“ ins Gespräch zu kommen.

 

MTDD: Dein Essay “Der Evolutionsgeist transformiert das Bildungs-Bewusstsein„ ebt einen sehr interessanten Aspekt hervor, nämlich die Dominanz männlicher Denkstrukturen in der Bildung. Dieses negative Element an sich schft schlimme Probleme, wie die niedrigere Bildungsquote von Frauen und ihre niedrigere Bezahlung als ihre männlichen Kollegen.

Lass uns also bei dem anfangen, was die Wurzel des Problems zu sein scheint: Schulbildung für Jungen.

HK: Die seit Jahrtausenden herrschende patriarchale Dominanz ist nach meiner subjektiven Einschätzung fundamental durch das Menschen- und Lebensverständnis verursacht.

Der griechische Universalgelehrte, einer der einflussreichsten Philosophen und Naturforscher der Geschichte, Aristoteles, z. B. formulierte sein Verständnis der Frau so:  "Ein Weibchen ist wie ein verkrüppeltes Männchen.“

Aus solcher Geisteshaltung resultiert die Fixierung patriarchaler, das weibliche Potential ablehnender Denkmuster im morphischen Unbewussten der Männerwelt.

Die erste Grundbedingung einer Wandlung solcher destruktiven Denkmuster ist die Selbsterkenntnis der “Patriarchen„, dass zur Vollständigkeit ihres Mensch-Seins auch ihre eigenen weiblichen Potentiale gehören, wie z. B. Empfangen, Intuition, Hingabe und Loslassen.

Die zweite Grundbedingung ist die Würdigung und Akzeptanz des weiblichen Potentials ihres Herz- und Bauchgehirns, das durch Impulse ihrer Intuition wirkt.

Sobald die “patriarchalen„ Entscheidungsträger der Schulbildung erkennen, wie die Ignoranz des weiblichen Potentials ihr Mensch-Sein restringiert, verfügen sie über die Option, es in ihren virtuellen Kosmos zu integrieren. Sind sie zu diesem Wandel bereit, werden sie auch in der Schulbildung die Integration des weiblichen Potentials in den Bildungsprozess fordern und fördern.

 

MTDD: Das Symbol des Tao-Brunnens repräsentiert die perfekte Integration zwischen männlichen und weiblichen Eigenschaften und die Harmonie, die Gegensätze schaffen.

Warum hat sich Deiner Meinung nach dieses Grundkonzept in der östlichen Welt entwickelt, aber nicht in der westlichen?

HK: In der östlichen Welt basiert das Lebensverständnis auf dem Prinzip der Polarität in der Einheit. Die Gegensatzpaare Yin und Yang symbolisieren die ganzheitliche Harmonie der Gegensätze, z. B. Himmel und Erde, Tag und Nacht, Ebbe und Flut. Die chinesische Philosophie besagt: Es gibt immer zwei entgegengesetzte Kräfte, die miteinander im Einklang stehen. Dieses Phänomen ist evident und hat hohe Überzeugungskraft.

Der westliche Dualismus basiert besonders auf der Philosophie der griechischen Antike.  Die Philosophen Sokrates, Plato und Aristoteles haben sich von der griechischen Götterwelt emanzipiert.

Ihre Emanzipation ist nach meiner Einschätzung psychologisch-politisch begründet. Nachdem Athen den Peloponnesischen Krieg verloren hatte, war der Glaube der Athener an ihre Götter erschüttert. Sie hatten ihnen nicht geholfen zu siegen. Das hohe Selbstbewusstsein der Athener als größte, führende Polis der griechischen Welt war zerstört.

Sokrates, der selbst am Krieg teilgenommen hatte, hatte erkannt: das Selbstbewusstsein der Athener ist nur wieder aufzubauen, wenn die Athener lernen, dass sie die Wahrheit in sich selbst finden können. Dafür setzte er sich ein. Seine Fragekunst wurde als ´Hebammenkunst` weltbekannt.

Aus dieser geistigen Situation folgte, dass weder Götter noch Emotionen den Weg weisen, sondern nur die Vernunft. Die Werke der großen griechischen Denker Plato und Aristoteles wurden fundamental für westliches Lebensverständnis und Wissenschaft.

 

MTDD: In der Diskussion Deiner Veröffentlichung stellst Du fest der junge Mensch als Schüler*Innen-Material instrumentalisiert wird für die Interessen der Mächtigen in Politik und Wirtschaft. Lernprodukte haben für Bildungsminister*Innen höchste Priorität, nicht der werdende junge Mensch.  Der Schüler*Innen-Mensch zählt nur als Schularbeiter, der Lernprodukte für Schulrankings erarbeiten muss.”

 

Das von Deinen geäußerte Konzept ist sehr klar, auch wenn es Du erschaudern lässt, weil es deutlich macht, dass Bildungssystemen nicht nur das weibliche Prinzip und damit Aspekte wie Kooperation, Empathie und die Stimme des Herzens fehlen. In Wirklichkeit erleben wir eine totale Standardisierung und eine vollständige Unterdrückung der Vorstellungskraft und Kreativität des Einzelnen von klein auf.

Wie kommen wir aus dieser Situation heraus?

HK: Maßgebliche Impulse gehen, wie schon ausgeführt, vom Bewusstseinswandel patriarchaler Entscheidungsträger aus.

Sobald Patriarchen und Mütter und Väter erkennen, dass die Ignoranz des weiblichen Potentials ihr eigenes Mensch-Sein restringiert, ökonomisch-kreatives Wachstum behindert und den Bestand unserer demokratischen Gesellschaft gefährdet, werden sie bestrebt sein, die Entwicklung des Herz- und Bauchgehirns in die Schulbildung integrieren.

Um einen solchen Bewusstseinswandel zu bewirken, müssten Aktionen auf  mehreren Handlungsebenen erfolgen:

-         Bei jeder sich bietenden Gelegenheit bewusst gemacht werden, dass Schule ein “ambulantes Schulgefängnis„ ist, in dem Kinder ähnlich wie Ratten in der Skinner-Box mit Belohnung, mit guten Zensuren, und mit Bestrafung, mit schlechten Zensuren, auf Anpassung konditioniert werden.

-         Es gilt, Eltern zu motivieren, die psychosomatischen Symptome ihrer Kinder ernst zu nehmen. Also Bauchschmerzen und Kopfschmerzen als Signale zu verstehen, die auf das Leiden ihrer Kinder in der Schule hinweisen.

-         Es sollten Vorträge über das Thema „Bildung und Freiheit“ organisiert werden, als Gelegenheit, Gleichgesinnte zusammen zu führen, die sich für Aktionen solidarisieren.

 

-         Vor allem müssten Journalistinnen/Journalisten motiviert werden, in Elternzeitschriften das Thema “Bildung und Freiheit„ als fortlaufende Kolumne zu erörtern.

 

-         Und nicht ignorieren ist, Kontakt zu den Entscheidungsträgern aufzunehmen und im kontinuierlichen Dialog über Bildungswert und Bildungs-Grundlagen den Mangel zu thematisieren, der der Gesellschaft durch Ignoranz des Herz- und Bauchgehirns entsteht.

 

MTDD: Du wendest Dich mit dieser Publikation auch und vor allem an Eltern. Was kann und muss getan werden, um Eltern aufzuklären und sie für diesen Prozess zu sensibilisieren und einzubeziehen, damit sie ihren Kindern helfen können, ihr volles geistiges und kreatives Potenzial zu entwickeln, das die Schule zu behindern scheint?

HK: Wie soeben ausgeführt, wird die unkritische Masse der Eltern über öffentliche Medien erreicht. Hier sind kritische Bildungs-Journalisten gefragt, die die Auswirkungen der funktionalistisch-ökonomisierten Schulbildung auf ihre Kinder und auf die Gesellschaft verständlich darstellen.

Schlagzeilen in Boulevard-Blättern und in renommierten, einflussreichen                             Tageszeitungen über vernachlässigte, nicht ausgeschöpfte Ressourcen der jungen Generation könnten dieses gesellschaftlich bedeutsame Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen.

 

MTDD: In der Pädagogik der Selbst-Genese beziehen Sie sich auf das re-repräsentative ontische SELBST im Sinne des Existenzphilosophen Søren Kierkegaards, das im Laufe der Bewusstseinszeitalter der Menschheit vom Evolutionsgeist entwickelt ist.

Kannst Du, bitte, diesen Gedanken ausarbeiten?

HK: Das re-repräsentative ontische Selbst im Sinne Kierkegaards ist die Basis der SELBST-Genese.

Die virtuelle Konstitution des ontischen SELBST ist, wie schon ausgeführt,  an seiner Anatomie erkennbar, die aus der psychosomatischen, der dialogischen und der Sinn-Dimension besteht.

Diese Struktur ist von jedem Menschen in Ost und West durch Introspektion in sich selbst erlebbar und erkennbar. Dadurch ist die Konstitution des ontischen SELBST ebenso evident wie die physische Körperstruktur aus Kopf und Rumpf, Armen und Beinen, mit der jeder Mensch in Ost und West ausgestattet ist.

Kierkegaard hat diese virtuelle Anatomie des SELBST durch Selbstkonfrontation in der Analyse des psychischen Zustandes ´Verzweiflung` erkannt und in seinem Essay “Die Krankheit zum Tode„ dargestellt.

Die kulturübergreifende Evidenz der Anatomie des SELBST legitimiert das ontische SELBST als Basis einer Pädagogik der SELBST-Genese.

Die dialogische und die Sinn-Dimension sind Grundbedingungen der Re-repräsentation im Prozess der SELBST-Regulation.

Schauen wir uns diesen kognitiven Vorgang einmal an, so erkennen wir folgende Phasen:

-         Ein Mensch wird durch einen materialen bzw. mentalen Impuls stimuliert,

-         er hält inne,

-         er reflektiert, wie er reagieren will,

-         er antizipiert die Folgen seiner imaginierten Reaktion,

-         er entscheidet sich aufgrund seiner Überzeugung, die vom Sinnfaktor mit der Qualität geistiger Kohärenz geprägt ist.

 

Der Begründer der Logotherapie, Victor Frankl, hat für diesen kognitiven Vorgang den virtuellen Intervallraum als Grundbedingung erkannt, der den Homo sapiens als Menschen auszeichnet:

 

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“

 

In diesem re-repräsentativen Bewusstseinsakt ist sich der Mensch bewusst, dass er die Person ist, die diese virtuellen Phasen vollzieht; er schaut sich selbst dabei zu, als stünde er auf einer inneren Bühne sich selbst gegenüber – er re-präsentiert sich selbst.

Diese Fähigkeit des Homo sapiens hat der Evolutionsgeist in der Abfolge der Bewusstseinszeitalter der Menschheitsgeschichte entwickelt.

Mit dieser Fähigkeit zur SELBST-Regulation hat der Homo sapiens die Option, seinen inneren Kosmos und seine Umwelt als Co-Kreator des Evolutionsgeistes in Verantwortung vor sich selbst, vor seinen Mitmenschen und vor Mutter Natur mitzugestalten.

Die Quantenmechanik hat die Wirkmächtigkeit des Gedankenpotentials erkannt:

die geistigen Energien des Menschen resonieren mit dem Potential des Quantenfeldes, mit dem ´Meer der unerschöpflichen Möglichkeiten`, und kreieren materiale Realität.

 

MTDD: In Deiner neuesten Publikation Schule im Bildungs-Beben (2021) untersuchst Du Bildung im digitalen Zeitalter. Darin hebt er einige sehr interessante Aspekte hervor, wie Selbstregulierung und Mitschöpfer der eigenen Realität, der eigenen Welt zu werden. Diese Aspekte stehen jedoch einer ökonomisierten und funktionalistischen und damit undemokratischen Bildung entgegen.

Deine Publikation bietet offenbar eine “würdevolle und humane Alternative”.

Möchtest Du darüber reden?

HK: Es ist offenkundig:

Die Menschheit befindet sich in einem fundamentalen, evolutionären Wandlungsprozess, im Übergang vom mentalen zum integralen Bewussteinszeitalter. Prinzipien bisheriger Denk- und Handlungsmuster verlieren während dieser Entwicklungsphase ihre Wirkmächtigkeit. Das Konkurrenzprinzip weicht dem Kooperationsprinzip; das Egomanentum dem Teamgeist; die patriarchale Dominanz dem integralen Wirken des weiblichen und männlichen Potentials.

In diesem Umbruch wird die unwürdige funktionalistische Bildung der jungen Generation abgelöst von artgerechter Menschenbildung mit dem Fokus auf SELBST-Regulation. Grundbedingung artgerechter Menschenbildung ist die Ausstattung des Homo sapiens mit dem virtuellen Intervallraum zur SELBST-Genese. Als Parameter der Zielorientierung gilt künftig die Sinnorientierung an einer Geisteshaltung, die kohäsive Balance im organismischen und im virtuellen inneren Kosmos des Homo sapiens fördert.

In solchem Bildungsprozess des integralen Bewusstseinszeitalters entwickelt der Homo sapiens seine co-kreativen Potentiale, resoniert mit dem Potential des Quantenfeldes und erschafft seine Welt mit nachhaltiger menschenwürdiger Lebensqualität.

Die gegenwärtige undemokratische Bildung der jungen Generation durch Perfektionierung der ökonomisch orientierten Bildungs-Planwirtschaft mit Ausbeutung des kognitiven Hirnpotentials der jungen Generation produziert Wirkungen, die der Agonie einer letzten Lebensphase ähneln. Darauf deuten die wegen Schulstress steigenden Zahlen der Patienten in Kinderarztpraxen hin. Ebenso die wachsende Zahl der Schulverweigerer, die aus dem Schulpflicht-System aussteigen, genauso wie die Millionen ´Flachlieger` in China sich gegen den steigenden Leistungsdruck wehren und ihren eigenen Weg zu sich selbst suchen.

Trotz Perfektionierung werden die Prinzipien der Bildungs-Planwirtschaft auf Dauer ihre Überzeugungskraft verlieren, ebenso wie von der Evolution überholte Denkmuster, die nicht vom Geist der Liebe und der Wahrhaftigkeit erfüllt waren. Der Evolutionsgeist mit seiner teleologischen Dynamik ist nicht aufzuhalten.

 

MTDD: Vielen Dank, Horst, für diese beiden sehr interessanten Interviews. Die Themen, mit denen Du Dich befasst hast, sind zahlreich und gleichermaßen tiefgreifend und würden viel mehr Zeit verdienen, um untersucht zu werden.

Wie können diejenigen, die mit Dir Kontakt aufnehmen möchten – egal ob Schüler, Eltern und/oder Lehrkräfte aller Stufen – das tun und Deine Publikationen bestellen?

HK:

-         Kontakt zu mir ist möglich über meine Homepage unter dem Titel WER ICH BIN

-         Meine Bücher sind lieferbar über jede Internet-Buchhandlung und auch über Buchhandlungen vor Ort.

-    Meine Essays sind veröffentlicht bei

 

° https://faszinationmensch.wordpress.com

            ° https://guteschule.eu

Sie sind kostenlos herunterladbar.

 

MTDD: Nochmals vielen Dank, dass Du mein Gast bist. Es war mir eine Ehre.

HK: Auch ich danke Dir, Liebe Maria Teresa, für Deine Einladung. Ich bin Dir sehr dankbar, dass Du das Thema BILDUNG UND FREIHEIT in Deinen Kultursalon aufgenommen und damit eine breite Öffentlichkeit über das menschenwürdige Konzept “Artgerechte Menschenbildung„ informiert hast.