Bildung
und Freiheit (Teil 2)
Im
Gespräch mit
Institutsdirektor
und Bildungsschriftsteller Horst Költze
von
Maria Teresa De Donato
Heute
freue ich mich sehr, wieder meinen lieben Freund, den Institutsdirektor und
Bildungsschriftsteller Horst Költze zu Gast zu haben. 1932 in Pommern geboren und 1945 vor dem
Einmarsch der Roten Armee geflohen, hat Horst Költze der Lehre “sein Leben
gewidmet und mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen Konzepte wie Lernen
in Freiheit„ , “Lernen und Bewusstsein„
hervorgehoben.
Im ersten Teil unseres
Interviews haben wir auf sein Leben und seinen Werdegang als Lehrer, aber auch
als Rektor und Institutsdirektor einen Blick geworfen und uns mit seinen ersten
Veröffentlichungen beschäftigt. Heute werden wir uns auf die anderen
konzentrieren, indem wir dieses faszinierende Gespräch über die Welt des
Lehrens und Lernens fortsetzen.
MTDD:
Lieber Horst, herzlich willkommen in meinem virtuellen
Kultursalon.
Es
ist mir eine Freude, Dich wieder als meinen Gast zu haben.
HK:
Auch ich freue mich, Liebe Maria Teresa, dass Du mir in Deinem Kultursalon
Gelegenheit gibst, die evolutionäre, global bedeutsame Bildungs-Botschaft
vertieft darzustellen.
MTDD:
Horst, die Liste Deiner Veröffentlichungen ist sehr lang und würde zahlreiche
Interviews erfordern, um Zeit zu haben, die Inhalte vollständig zu vertiefen.
Ich habe daher daran gedacht, mich mit Dir auf einige von ihnen zu
konzentrieren.
Ich
möchte von der Anthropologisch orientierte Lehrerausbildung (1981)
ausgehen.
“In
diesem Buch geht es darum, die Lehrer*Innenbildung durch Implementierung eines
Trainingsseminars in die Referendar-Phase auf die Persönlichkeitsbildung zu
fokussieren, im Gegensatz zur Fachsozialisation der Studienphase.
Anthropologisches Fundament ist die Definition des
SELBST nach Søren Kierkegaard.”
Kannst
Du für diejenigen, die mit Pädagogik oder Philosophie nicht vertraut sind,
erklären, wer Kierkegaard war und was seine Sicht des SELBST war?
HK: Sören Kierkegaard hat
von 1813 bis
zu seinem Tode 1855 in Kopenhagen gelebt. Er war Theologe und Philosoph. Man nennt
ihn den Sokrates des Nordens. Kierkegaard ist der führende
dänische Philosoph und Begründer Existenzphilosophie. Als Beginn der Existenzphilosophie wird
der Tagebucheintrag vom 1.
August 1835 verstanden: “Es kommt darauf
an, meine Bestimmung zu verstehen, zu sehen, was die Gottheit eigentlich will,
das ich tun solle; es gilt eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist,
die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will.„
Im Zentrum
der Existenzphilosophie steht der Mensch als authentisches Wesen, als ein
SELBST mit Geisteszuständen wie Liebe, Angst, Verzweiflung. Das SELBST versteht
Kierkegaard als verantwortliches, freies, sich selbst entwerfendes und nicht
als festgelegtes Wesen.
In
SELBST-Konfrontation hat Kierkegaard das Phänomen “Verzweiflung„ analysiert.
Ergebnis ist eine Struktur-Definition des SELBST, die er in seinem Essay “Die
Krankheit zum Tode„ darstellt.
Ich
zitiere; “Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält. … Das
Verhältnis ist nicht das Selbst, sondern dass das
Verhältnis sich zu sich selbst verhält.„
Das
anthropologische Ur-Phänomen der ´Re-Repräsentation` ist mit der Erkenntnis “dass
das Verhältnis sich zu sich selbst verhält„ eindeutig definiert.
Kierkegaard
versteht das SELBST als ein dynamisches System aus drei Verhältnissen.
In
meinen Schriften veranschauliche ich dieses System als “Anatomie des SELBST„.
Die drei Verhältnisse in Kierkegaards Definition stelle ich als psychosomatische,
als dialogische und als Sinn-Dimension dar.
MTDD: Wie
hat Deine Publikation versucht, dieses Material für Bildungszwecke nutzbar zu
machen?
HK:
Kierkegaards Erkenntnis des SELBST als Struktur dreier relationaler Dimensionen
legitimiert das SELBST als Basis eines jeden Bildungsprozesses, dessen
Bildungs-Ziel SELBST-Regulation ist.
Grundlage
eines solchen Bildungsprozesses ist das ontische Menschenbild mit der
Geist-Struktur des SELBST, die zur Konstitution eines jeden Menschen gehört.
So
wie jeder Mensch des Planeten Erde mit der gleichen Körper-Struktur aus Kopf,
Rumpf, Armen und Beinen ausgestattet ist, so ist jeder Mensch mit der
Geist-Struktur aus psychosomatischer, dialogischer und Sinn-Dimension
ausgestattet.
Diese
Erkenntnis ist evident. Mit introspektiver SELBST-Reflexion ist der Mensch befähigt, die psychosomatische
Dimension, die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele, in sich selbst zu
erkennen.
Die
dialogische Dimension erlebt der Mensch, sobald er ein Bewusstsein für seine
inneren Vorgänge entwickelt. Dann wird ihm bewusst, wie er sich in einem
inneren Dialog zwischen JA oder NEIN entscheidet.
Die
Sinn-Dimension erlebt der Mensch, wenn ihm bewusst ist, dass er seine
Entscheidung mit seiner Antwort auf die Frage „was Sinn macht“ begründet. Der
Sinn-Faktor ist sein Entscheidungs-Faktor.
Aus
diesem konstitutionellen anthropologischen Ur-Phänomen resultiert, dass das
SELBST die Basis des Bildungsprozesses ist.
MTDD:
Eine weitere Veröffentlichung von Dir ist Der Bildungsmissbrauch – Oder:
Wofür schlägt dein Herz? Mutter! Vater!
“Diese Streitschrift ist ein Aufruf der
Elternschaft, die entwürdigende Funktionalisierung ihrer Kinder durch die
PISA-Output-Bildung nicht mehr zu tolerieren, in der sie Lernprodukte für
internationales Ranking der Bildungs-Planwirtschaft liefern müssen.”
Kannst
Du, bitte, das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ erläutern?
HK:
Das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ basiert
auf standardisierten Lernprodukten.
SchülerInnen-Köpfe müssen Lernprodukte in vorgeschriebenen
Zeiteinheiten liefern, die der Passung sog. Bildungs-Standards entsprechen.
Die
Lernprodukte werden für die empirische Auswertung mit Kennziffern eines Qualitätsmaßstabes markiert. Der Qualitätsmaßstab ist
von der ökonomischen Verwertbarkeit im Arbeits- und Wirtschaftsprozess
abgeleitet.
SchülerInnen-Köpfe
und LehrerInnen werden in der Bildungs-Planwirtschaft wie Module programmiert.
Das
technokratische Instrument, dass zur Lieferung der verordneten Lernprodukte
motiviert, ist ein oberster Rankingplatz in der PISA-Studie, die die Bildung
der jungen Generation in 79 Staaten der Erde wie ein Krake im Griff hat.
Die
pathologischen Folgen der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ hat eine Studie der
Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) zutage gefördert:
55%
der Schulkinder klagen über Kopfschmerzen, 51% über Bauchschmerzen, 43% über Rückenschmerzen,
35% haben Schlafstörungen. 70% der Achtklässler trinken Energydrinks, bei den
Zehntklässlern sind es 84%. „Schulangst“ ist ein Standardthema. Als Ursache für
diese Schulangst wird vor allem das Leistungs- und Konkurrenzprinzip der Schule
festgestellt.
MTDD:
Diese Arbeit von Dir hat meiner Meinung nach einen besonders edlen Zweck. Es
stellt sich jedoch die Frage, wie wir dieses Bedürfnis mit der Tatsache in
Einklang bringen können, dass Eltern leider nicht immer vorbereitet, gebildet
und sich dieser Realitäten und Dynamiken bewusst sind, sondern im Gegenteil
dazu neigen, sich fast blind anzuvertrauen genau der Schule die Aufgabe
übertragen, Programme auszuwählen und ihre Kinder zu erziehen?
HK: Ja,
das ist die Lage der Mütter und Väter, die Du treffend kennzeichnest.
Diese
Bewusstseinslage hat mich motiviert, mehrere Bücher für Eltern zu schreiben,
unter Titeln, die wachrütteln könnten, wie der Untertitel “Wofür schlägt dein
Herz? Mutter! Vater!„ oder: “Wer stoppt die PISA-Walze?„, “Eltern wissen das
nicht„, “Die andere Bildung„, “Der
Bildungs-Kompass für Eltern - Eine Streitschrift zur Überwindung der
Bildungsdiktatur„.
Neben
Unkenntnis ist ein weiterer Hinderungsgrund die Berufsarbeit, die Mütter und
Väter auspowert. Nach einem stressigen Arbeitstag haben sie keine Kraft mehr,
sich um Schulbildung zu kümmern.
Trotzdem
sollte nichts unversucht bleiben, mit interessierten Müttern und Vätern über das
Thema „Bildung und Freiheit“ ins Gespräch zu kommen.
MTDD:
Dein Essay “Der Evolutionsgeist transformiert das Bildungs-Bewusstsein„ ebt
einen sehr interessanten Aspekt hervor, nämlich die Dominanz männlicher
Denkstrukturen in der Bildung. Dieses negative Element an sich schft schlimme
Probleme, wie die niedrigere Bildungsquote von Frauen und ihre niedrigere
Bezahlung als ihre männlichen Kollegen.
Lass
uns also bei dem anfangen, was die Wurzel des Problems zu sein scheint:
Schulbildung für Jungen.
HK:
Die seit Jahrtausenden herrschende patriarchale Dominanz ist nach meiner
subjektiven Einschätzung fundamental durch das Menschen- und Lebensverständnis
verursacht.
Der griechische Universalgelehrte, einer der
einflussreichsten Philosophen und Naturforscher der Geschichte, Aristoteles, z.
B. formulierte sein Verständnis der
Frau so: "Ein
Weibchen ist wie ein verkrüppeltes Männchen.“
Aus
solcher Geisteshaltung resultiert die Fixierung patriarchaler, das weibliche
Potential ablehnender Denkmuster im morphischen Unbewussten der Männerwelt.
Die
erste Grundbedingung einer Wandlung solcher destruktiven Denkmuster ist die
Selbsterkenntnis der “Patriarchen„, dass zur
Vollständigkeit ihres Mensch-Seins auch ihre eigenen weiblichen Potentiale
gehören, wie z. B. Empfangen,
Intuition, Hingabe und Loslassen.
Die
zweite Grundbedingung ist die Würdigung und Akzeptanz des weiblichen Potentials
ihres Herz- und Bauchgehirns, das durch Impulse ihrer Intuition wirkt.
Sobald
die “patriarchalen„ Entscheidungsträger der Schulbildung erkennen, wie die
Ignoranz des weiblichen Potentials ihr Mensch-Sein restringiert, verfügen sie
über die Option, es in ihren virtuellen Kosmos zu integrieren. Sind sie zu
diesem Wandel bereit, werden sie auch in der Schulbildung die Integration des
weiblichen Potentials in den Bildungsprozess fordern und fördern.
MTDD:
Das Symbol des Tao-Brunnens repräsentiert die perfekte Integration zwischen
männlichen und weiblichen Eigenschaften und die Harmonie, die Gegensätze schaffen.
HK:
In der östlichen Welt basiert das Lebensverständnis auf dem Prinzip der
Polarität in der Einheit. Die Gegensatzpaare Yin und Yang symbolisieren die
ganzheitliche Harmonie der Gegensätze, z. B. Himmel
und Erde, Tag und Nacht, Ebbe und Flut. Die chinesische Philosophie besagt: Es gibt
immer zwei entgegengesetzte Kräfte, die miteinander im Einklang stehen. Dieses
Phänomen ist evident und hat hohe Überzeugungskraft.
Der
westliche Dualismus basiert besonders auf der Philosophie der griechischen Antike. Die Philosophen Sokrates, Plato und Aristoteles haben sich von der griechischen
Götterwelt emanzipiert.
Ihre
Emanzipation ist nach meiner Einschätzung psychologisch-politisch begründet.
Nachdem Athen den Peloponnesischen Krieg verloren hatte, war der Glaube der Athener an ihre Götter erschüttert. Sie hatten ihnen
nicht geholfen zu siegen. Das hohe Selbstbewusstsein der
Athener als größte, führende Polis der griechischen Welt war zerstört.
Sokrates,
der selbst am Krieg teilgenommen hatte, hatte erkannt: das Selbstbewusstsein
der Athener ist nur wieder aufzubauen, wenn die Athener lernen, dass sie die Wahrheit
in sich selbst finden können. Dafür setzte er sich ein. Seine Fragekunst wurde
als ´Hebammenkunst` weltbekannt.
Aus
dieser geistigen Situation folgte, dass weder Götter noch Emotionen den Weg
weisen, sondern nur die Vernunft. Die Werke der großen griechischen Denker
Plato und Aristoteles wurden fundamental für westliches Lebensverständnis und
Wissenschaft.
MTDD: In der
Diskussion Deiner Veröffentlichung stellst Du fest “der junge Mensch als
Schüler*Innen-Material instrumentalisiert wird für die Interessen der Mächtigen
in Politik und Wirtschaft. Lernprodukte haben für Bildungsminister*Innen
höchste Priorität, nicht der werdende junge Mensch. Der Schüler*Innen-Mensch zählt nur als
Schularbeiter, der Lernprodukte für Schulrankings erarbeiten muss.”
Das
von Deinen geäußerte Konzept ist sehr klar, auch wenn es Du erschaudern lässt,
weil es deutlich macht, dass Bildungssystemen nicht nur das weibliche Prinzip
und damit Aspekte wie Kooperation, Empathie und die Stimme des Herzens fehlen.
In Wirklichkeit erleben wir eine totale Standardisierung und eine vollständige
Unterdrückung der Vorstellungskraft und Kreativität des Einzelnen von klein
auf.
Wie
kommen wir aus dieser Situation heraus?
HK:
Maßgebliche Impulse gehen, wie schon ausgeführt, vom Bewusstseinswandel
patriarchaler Entscheidungsträger aus.
Sobald
Patriarchen und Mütter und Väter erkennen, dass die Ignoranz des weiblichen
Potentials ihr eigenes Mensch-Sein restringiert, ökonomisch-kreatives Wachstum
behindert und den Bestand unserer demokratischen Gesellschaft gefährdet, werden
sie bestrebt sein, die Entwicklung des Herz- und Bauchgehirns
in die Schulbildung integrieren.
Um
einen solchen Bewusstseinswandel zu bewirken, müssten Aktionen auf mehreren Handlungsebenen erfolgen:
-
Bei jeder sich bietenden
Gelegenheit bewusst gemacht werden, dass Schule ein “ambulantes Schulgefängnis„
ist, in dem Kinder ähnlich wie Ratten in der Skinner-Box mit Belohnung, mit
guten Zensuren, und mit Bestrafung, mit schlechten Zensuren, auf Anpassung
konditioniert werden.
-
Es gilt, Eltern zu
motivieren, die psychosomatischen Symptome ihrer Kinder ernst zu nehmen. Also
Bauchschmerzen und Kopfschmerzen als Signale zu verstehen, die auf das Leiden
ihrer Kinder in der Schule hinweisen.
-
Es sollten Vorträge über
das Thema „Bildung und Freiheit“ organisiert werden,
als Gelegenheit, Gleichgesinnte zusammen zu führen, die sich für Aktionen
solidarisieren.
-
Vor allem müssten Journalistinnen/Journalisten
motiviert werden, in Elternzeitschriften das Thema “Bildung und Freiheit„ als
fortlaufende Kolumne zu erörtern.
-
Und nicht ignorieren ist,
Kontakt zu den Entscheidungsträgern aufzunehmen und im kontinuierlichen Dialog
über Bildungswert und Bildungs-Grundlagen den Mangel zu thematisieren, der der
Gesellschaft durch Ignoranz des Herz- und Bauchgehirns entsteht.
MTDD:
Du wendest Dich mit dieser Publikation auch und vor allem an Eltern. Was kann
und muss getan werden, um Eltern aufzuklären und sie für diesen Prozess zu
sensibilisieren und einzubeziehen, damit sie ihren Kindern helfen können, ihr
volles geistiges und kreatives Potenzial zu entwickeln, das die Schule zu
behindern scheint?
HK:
Wie soeben ausgeführt, wird die unkritische Masse der Eltern über öffentliche
Medien erreicht. Hier sind kritische Bildungs-Journalisten gefragt, die die
Auswirkungen der funktionalistisch-ökonomisierten Schulbildung auf ihre Kinder
und auf die Gesellschaft verständlich darstellen.
Schlagzeilen
in Boulevard-Blättern und in renommierten, einflussreichen Tageszeitungen
über vernachlässigte, nicht ausgeschöpfte Ressourcen der jungen Generation
könnten dieses gesellschaftlich bedeutsame Thema ins Bewusstsein der
Öffentlichkeit bringen.
MTDD:
In der Pädagogik der Selbst-Genese beziehen Sie sich auf das
re-repräsentative ontische SELBST im Sinne des
Existenzphilosophen Søren Kierkegaards, das im Laufe der Bewusstseinszeitalter
der Menschheit vom Evolutionsgeist entwickelt ist.
Kannst
Du, bitte, diesen Gedanken ausarbeiten?
HK:
Das re-repräsentative ontische Selbst im Sinne Kierkegaards ist die Basis der
SELBST-Genese.
Die
virtuelle Konstitution des ontischen SELBST ist,
wie schon ausgeführt, an seiner Anatomie erkennbar, die aus der psychosomatischen, der
dialogischen und der Sinn-Dimension besteht.
Diese
Struktur ist von jedem Menschen in Ost und West durch Introspektion in sich
selbst erlebbar und erkennbar. Dadurch ist die Konstitution des ontischen
SELBST ebenso evident wie die physische Körperstruktur aus Kopf und Rumpf,
Armen und Beinen, mit der jeder Mensch in Ost und West ausgestattet ist.
Kierkegaard
hat diese virtuelle Anatomie des SELBST durch Selbstkonfrontation in der
Analyse des psychischen Zustandes ´Verzweiflung` erkannt und in seinem Essay “Die
Krankheit zum Tode„ dargestellt.
Die
kulturübergreifende Evidenz der Anatomie des SELBST legitimiert das ontische
SELBST als Basis einer Pädagogik der SELBST-Genese.
Die
dialogische und die Sinn-Dimension sind Grundbedingungen der Re-repräsentation
im Prozess der SELBST-Regulation.
Schauen
wir uns diesen kognitiven Vorgang einmal an, so erkennen wir folgende Phasen:
-
Ein Mensch wird durch
einen materialen bzw. mentalen Impuls stimuliert,
-
er hält inne,
-
er reflektiert, wie er
reagieren will,
-
er antizipiert die Folgen
seiner imaginierten Reaktion,
-
er entscheidet sich
aufgrund seiner Überzeugung, die vom Sinnfaktor mit der Qualität geistiger
Kohärenz geprägt ist.
Der Begründer der
Logotherapie, Victor Frankl, hat für diesen kognitiven Vorgang den virtuellen Intervallraum
als Grundbedingung erkannt, der den Homo sapiens als Menschen auszeichnet:
„Zwischen Reiz und
Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die
Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und
unsere Freiheit.“
In
diesem re-repräsentativen Bewusstseinsakt ist sich der Mensch bewusst, dass er
die Person ist, die diese virtuellen Phasen vollzieht; er schaut sich selbst
dabei zu, als stünde er auf einer inneren Bühne sich selbst gegenüber – er
re-präsentiert sich selbst.
Diese
Fähigkeit des Homo sapiens hat der Evolutionsgeist in der Abfolge der
Bewusstseinszeitalter der Menschheitsgeschichte entwickelt.
Mit
dieser Fähigkeit zur SELBST-Regulation hat der Homo sapiens die Option, seinen
inneren Kosmos und seine Umwelt als Co-Kreator des Evolutionsgeistes in
Verantwortung vor sich selbst, vor seinen Mitmenschen und vor Mutter Natur
mitzugestalten.
Die
Quantenmechanik hat die Wirkmächtigkeit des Gedankenpotentials erkannt:
die
geistigen Energien des Menschen resonieren mit dem Potential des Quantenfeldes,
mit dem ´Meer der unerschöpflichen Möglichkeiten`, und kreieren materiale
Realität.
MTDD:
In Deiner neuesten Publikation Schule im Bildungs-Beben (2021) untersuchst
Du Bildung im digitalen Zeitalter. Darin hebt er einige sehr interessante
Aspekte hervor, wie Selbstregulierung und Mitschöpfer der eigenen Realität, der
eigenen Welt zu werden. Diese Aspekte stehen jedoch einer ökonomisierten und
funktionalistischen und damit undemokratischen Bildung entgegen.
Deine
Publikation bietet offenbar eine “würdevolle und humane
Alternative”.
Möchtest
Du darüber reden?
HK:
Es ist offenkundig:
Die
Menschheit befindet sich in einem fundamentalen, evolutionären
Wandlungsprozess, im Übergang vom mentalen zum integralen Bewussteinszeitalter.
Prinzipien bisheriger Denk- und Handlungsmuster verlieren während dieser
Entwicklungsphase ihre Wirkmächtigkeit. Das Konkurrenzprinzip weicht dem
Kooperationsprinzip; das Egomanentum dem Teamgeist; die patriarchale Dominanz
dem integralen Wirken des weiblichen und männlichen Potentials.
In
diesem Umbruch wird die unwürdige funktionalistische Bildung der jungen
Generation abgelöst von artgerechter Menschenbildung mit dem Fokus auf
SELBST-Regulation. Grundbedingung artgerechter Menschenbildung ist die
Ausstattung des Homo sapiens mit dem virtuellen Intervallraum zur
SELBST-Genese. Als Parameter der Zielorientierung gilt künftig die
Sinnorientierung an einer Geisteshaltung, die kohäsive Balance im
organismischen und im virtuellen inneren Kosmos des Homo sapiens fördert.
In
solchem Bildungsprozess des integralen Bewusstseinszeitalters entwickelt der
Homo sapiens seine co-kreativen Potentiale, resoniert mit dem Potential des
Quantenfeldes und erschafft seine Welt mit nachhaltiger menschenwürdiger
Lebensqualität.
Die
gegenwärtige undemokratische Bildung der jungen Generation durch Perfektionierung der ökonomisch orientierten
Bildungs-Planwirtschaft mit Ausbeutung des kognitiven Hirnpotentials der
jungen Generation produziert Wirkungen, die der Agonie einer letzten
Lebensphase ähneln. Darauf deuten die wegen Schulstress steigenden Zahlen der
Patienten in Kinderarztpraxen hin. Ebenso die wachsende Zahl der
Schulverweigerer, die aus dem Schulpflicht-System aussteigen, genauso wie die
Millionen ´Flachlieger` in China sich gegen den steigenden Leistungsdruck
wehren und ihren eigenen Weg zu sich selbst suchen.
Trotz
Perfektionierung werden die Prinzipien der Bildungs-Planwirtschaft auf Dauer
ihre Überzeugungskraft verlieren, ebenso wie von der Evolution überholte
Denkmuster, die nicht vom Geist der Liebe und der Wahrhaftigkeit erfüllt waren.
Der Evolutionsgeist mit seiner teleologischen Dynamik ist nicht aufzuhalten.
MTDD:
Vielen Dank, Horst, für diese beiden sehr interessanten Interviews. Die Themen,
mit denen Du Dich befasst hast, sind zahlreich und gleichermaßen tiefgreifend
und würden viel mehr Zeit verdienen, um untersucht zu werden.
Wie
können diejenigen, die mit Dir Kontakt aufnehmen möchten – egal ob Schüler,
Eltern und/oder Lehrkräfte aller Stufen – das tun und Deine Publikationen
bestellen?
HK:
-
Kontakt zu mir ist
möglich über meine Homepage unter dem Titel WER ICH BIN
-
Meine Bücher sind
lieferbar über jede Internet-Buchhandlung und auch über Buchhandlungen vor Ort.
- Meine Essays sind veröffentlicht bei
° https://faszinationmensch.wordpress.com
Sie
sind kostenlos herunterladbar.
MTDD:
Nochmals vielen Dank, dass Du mein Gast bist. Es war mir eine Ehre.
HK:
Auch ich danke Dir, Liebe Maria Teresa, für Deine Einladung. Ich bin Dir sehr
dankbar, dass Du das Thema BILDUNG UND FREIHEIT in Deinen Kultursalon
aufgenommen und damit eine breite Öffentlichkeit über das menschenwürdige
Konzept “Artgerechte Menschenbildung„ informiert hast.