Tuesday, July 12, 2022

Bildung und Freiheit (Teil 2) - Im Gespräch mit Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze - von Maria Teresa De Donato

Bildung und Freiheit (Teil 2)

Im Gespräch mit

Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze

von Maria Teresa De Donato



 

Heute freue ich mich sehr, wieder meinen lieben Freund, den Institutsdirektor und Bildungsschriftsteller Horst Költze zu Gast zu haben.  1932 in Pommern geboren und 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee geflohen, hat Horst Költze der Lehre “sein Leben gewidmet und mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen Konzepte wie   Lernen in Freiheit„ ,  “Lernen und Bewusstsein„ hervorgehoben.

Im ersten Teil unseres Interviews haben wir auf sein Leben und seinen Werdegang als Lehrer, aber auch als Rektor und Institutsdirektor einen Blick geworfen und uns mit seinen ersten Veröffentlichungen beschäftigt. Heute werden wir uns auf die anderen konzentrieren, indem wir dieses faszinierende Gespräch über die Welt des Lehrens und Lernens fortsetzen.

 

MTDD: Lieber Horst, herzlich willkommen in meinem virtuellen Kultursalon.

Es ist mir eine Freude, Dich wieder als meinen Gast zu haben.

 

HK: Auch ich freue mich, Liebe Maria Teresa, dass Du mir in Deinem Kultursalon Gelegenheit gibst, die evolutionäre, global bedeutsame Bildungs-Botschaft vertieft darzustellen. 

 

MTDD: Horst, die Liste Deiner Veröffentlichungen ist sehr lang und würde zahlreiche Interviews erfordern, um Zeit zu haben, die Inhalte vollständig zu vertiefen. Ich habe daher daran gedacht, mich mit Dir auf einige von ihnen zu konzentrieren.

Ich möchte von der Anthropologisch orientierte Lehrerausbildung (1981) ausgehen.

“In diesem Buch geht es darum, die Lehrer*Innenbildung durch Implementierung eines Trainingsseminars in die Referendar-Phase auf die Persönlichkeitsbildung zu fokussieren, im Gegensatz zur Fachsozialisation der Studienphase. Anthropologisches Fundament ist die Definition des SELBST nach Søren Kierkegaard.”

Kannst Du für diejenigen, die mit Pädagogik oder Philosophie nicht vertraut sind, erklären, wer Kierkegaard war und was seine Sicht des SELBST war?

HK: Sören Kierkegaard hat von 1813 bis zu seinem Tode 1855 in Kopenhagen gelebt. Er war Theologe und Philosoph. Man nennt ihn den Sokrates des Nordens. Kierkegaard ist der führende dänische Philosoph und Begründer Existenzphilosophie. Als Beginn der Existenzphilosophie wird der Tagebucheintrag vom 1. August 1835 verstanden: Es kommt darauf an, meine Bestimmung zu verstehen, zu sehen, was die Gottheit eigentlich will, das ich tun solle; es gilt eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will.„

Im Zentrum der Existenzphilosophie steht der Mensch als authentisches Wesen, als ein SELBST mit Geisteszuständen wie Liebe, Angst, Verzweiflung. Das SELBST versteht Kierkegaard als verantwortliches, freies, sich selbst entwerfendes und nicht als festgelegtes Wesen.

In SELBST-Konfrontation hat Kierkegaard das Phänomen “Verzweiflung„ analysiert. Ergebnis ist eine Struktur-Definition des SELBST, die er in seinem Essay “Die Krankheit zum Tode„ darstellt.

Ich zitiere; “Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält. … Das Verhältnis ist nicht das Selbst, sondern dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält.„

Das anthropologische Ur-Phänomen der ´Re-Repräsentation` ist mit der Erkenntnis “dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält„ eindeutig definiert.

Kierkegaard versteht das SELBST als ein dynamisches System aus drei Verhältnissen.

In meinen Schriften veranschauliche ich dieses System als “Anatomie des SELBST„. Die drei Verhältnisse in Kierkegaards Definition stelle ich als psychosomatische, als dialogische und als Sinn-Dimension dar.

 

MTDD: Wie hat Deine Publikation versucht, dieses Material für Bildungszwecke nutzbar zu machen?

HK: Kierkegaards Erkenntnis des SELBST als Struktur dreier relationaler Dimensionen legitimiert das SELBST als Basis eines jeden Bildungsprozesses, dessen Bildungs-Ziel SELBST-Regulation ist.

Grundlage eines solchen Bildungsprozesses ist das ontische Menschenbild mit der Geist-Struktur des SELBST, die zur Konstitution eines jeden Menschen gehört.

So wie jeder Mensch des Planeten Erde mit der gleichen Körper-Struktur aus Kopf, Rumpf, Armen und Beinen ausgestattet ist, so ist jeder Mensch mit der Geist-Struktur aus psychosomatischer, dialogischer und Sinn-Dimension ausgestattet.

Diese Erkenntnis ist evident. Mit introspektiver SELBST-Reflexion ist  der Mensch befähigt, die psychosomatische Dimension, die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele, in sich selbst zu erkennen.

Die dialogische Dimension erlebt der Mensch, sobald er ein Bewusstsein für seine inneren Vorgänge entwickelt. Dann wird ihm bewusst, wie er sich in einem inneren Dialog zwischen JA oder NEIN entscheidet. 

Die Sinn-Dimension erlebt der Mensch, wenn ihm bewusst ist, dass er seine Entscheidung mit seiner Antwort auf die Frage „was Sinn macht“ begründet. Der Sinn-Faktor ist sein Entscheidungs-Faktor.

Aus diesem konstitutionellen anthropologischen Ur-Phänomen resultiert, dass das SELBST die Basis des Bildungsprozesses ist.

 

MTDD: Eine weitere Veröffentlichung von Dir ist Der Bildungsmissbrauch – Oder: Wofür schlägt dein Herz? Mutter! Vater!

“Diese Streitschrift ist ein Aufruf der Elternschaft, die entwürdigende Funktionalisierung ihrer Kinder durch die PISA-Output-Bildung nicht mehr zu tolerieren, in der sie Lernprodukte für internationales Ranking der Bildungs-Planwirtschaft liefern müssen.”

Kannst Du, bitte, das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ erläutern?

HK: Das Konzept der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ basiert auf standardisierten Lernprodukten.

SchülerInnen-Köpfe müssen Lernprodukte in vorgeschriebenen Zeiteinheiten liefern, die der Passung sog. Bildungs-Standards entsprechen.

Die Lernprodukte werden für die empirische Auswertung mit Kennziffern eines Qualitätsmaßstabes markiert. Der Qualitätsmaßstab ist von der ökonomischen Verwertbarkeit im Arbeits- und Wirtschaftsprozess abgeleitet.

SchülerInnen-Köpfe und LehrerInnen werden in der Bildungs-Planwirtschaft wie Module programmiert.

Das technokratische Instrument, dass zur Lieferung der verordneten Lernprodukte motiviert, ist ein oberster Rankingplatz in der PISA-Studie, die die Bildung der jungen Generation in 79 Staaten der Erde wie ein Krake im Griff hat.

Die pathologischen Folgen der ‘Bildungs-Planwirtschaft’ hat eine Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) zutage gefördert:

55% der Schulkinder klagen über Kopfschmerzen, 51% über Bauchschmerzen, 43% über Rückenschmerzen, 35% haben Schlafstörungen. 70% der Achtklässler trinken Energydrinks, bei den Zehntklässlern sind es 84%. „Schulangst“ ist ein Standardthema. Als Ursache für diese Schulangst wird vor allem das Leistungs- und Konkurrenzprinzip der Schule festgestellt.

 

MTDD: Diese Arbeit von Dir hat meiner Meinung nach einen besonders edlen Zweck. Es stellt sich jedoch die Frage, wie wir dieses Bedürfnis mit der Tatsache in Einklang bringen können, dass Eltern leider nicht immer vorbereitet, gebildet und sich dieser Realitäten und Dynamiken bewusst sind, sondern im Gegenteil dazu neigen, sich fast blind anzuvertrauen genau der Schule die Aufgabe übertragen, Programme auszuwählen und ihre Kinder zu erziehen?

HK:  Ja, das ist die Lage der Mütter und Väter, die Du treffend kennzeichnest.

Diese Bewusstseinslage hat mich motiviert, mehrere Bücher für Eltern zu schreiben, unter Titeln, die wachrütteln könnten, wie der Untertitel “Wofür schlägt dein Herz? Mutter! Vater!„ oder: “Wer stoppt die PISA-Walze?„, “Eltern wissen das nicht„,         “Die andere Bildung„, “Der Bildungs-Kompass für Eltern - Eine Streitschrift zur Überwindung der Bildungsdiktatur„.

Neben Unkenntnis ist ein weiterer Hinderungsgrund die Berufsarbeit, die Mütter und Väter auspowert. Nach einem stressigen Arbeitstag haben sie keine Kraft mehr, sich um Schulbildung zu kümmern.

Trotzdem sollte nichts unversucht bleiben, mit interessierten Müttern und Vätern über das Thema „Bildung und Freiheit“ ins Gespräch zu kommen.

 

MTDD: Dein Essay “Der Evolutionsgeist transformiert das Bildungs-Bewusstsein„ ebt einen sehr interessanten Aspekt hervor, nämlich die Dominanz männlicher Denkstrukturen in der Bildung. Dieses negative Element an sich schft schlimme Probleme, wie die niedrigere Bildungsquote von Frauen und ihre niedrigere Bezahlung als ihre männlichen Kollegen.

Lass uns also bei dem anfangen, was die Wurzel des Problems zu sein scheint: Schulbildung für Jungen.

HK: Die seit Jahrtausenden herrschende patriarchale Dominanz ist nach meiner subjektiven Einschätzung fundamental durch das Menschen- und Lebensverständnis verursacht.

Der griechische Universalgelehrte, einer der einflussreichsten Philosophen und Naturforscher der Geschichte, Aristoteles, z. B. formulierte sein Verständnis der Frau so:  "Ein Weibchen ist wie ein verkrüppeltes Männchen.“

Aus solcher Geisteshaltung resultiert die Fixierung patriarchaler, das weibliche Potential ablehnender Denkmuster im morphischen Unbewussten der Männerwelt.

Die erste Grundbedingung einer Wandlung solcher destruktiven Denkmuster ist die Selbsterkenntnis der “Patriarchen„, dass zur Vollständigkeit ihres Mensch-Seins auch ihre eigenen weiblichen Potentiale gehören, wie z. B. Empfangen, Intuition, Hingabe und Loslassen.

Die zweite Grundbedingung ist die Würdigung und Akzeptanz des weiblichen Potentials ihres Herz- und Bauchgehirns, das durch Impulse ihrer Intuition wirkt.

Sobald die “patriarchalen„ Entscheidungsträger der Schulbildung erkennen, wie die Ignoranz des weiblichen Potentials ihr Mensch-Sein restringiert, verfügen sie über die Option, es in ihren virtuellen Kosmos zu integrieren. Sind sie zu diesem Wandel bereit, werden sie auch in der Schulbildung die Integration des weiblichen Potentials in den Bildungsprozess fordern und fördern.

 

MTDD: Das Symbol des Tao-Brunnens repräsentiert die perfekte Integration zwischen männlichen und weiblichen Eigenschaften und die Harmonie, die Gegensätze schaffen.

Warum hat sich Deiner Meinung nach dieses Grundkonzept in der östlichen Welt entwickelt, aber nicht in der westlichen?

HK: In der östlichen Welt basiert das Lebensverständnis auf dem Prinzip der Polarität in der Einheit. Die Gegensatzpaare Yin und Yang symbolisieren die ganzheitliche Harmonie der Gegensätze, z. B. Himmel und Erde, Tag und Nacht, Ebbe und Flut. Die chinesische Philosophie besagt: Es gibt immer zwei entgegengesetzte Kräfte, die miteinander im Einklang stehen. Dieses Phänomen ist evident und hat hohe Überzeugungskraft.

Der westliche Dualismus basiert besonders auf der Philosophie der griechischen Antike.  Die Philosophen Sokrates, Plato und Aristoteles haben sich von der griechischen Götterwelt emanzipiert.

Ihre Emanzipation ist nach meiner Einschätzung psychologisch-politisch begründet. Nachdem Athen den Peloponnesischen Krieg verloren hatte, war der Glaube der Athener an ihre Götter erschüttert. Sie hatten ihnen nicht geholfen zu siegen. Das hohe Selbstbewusstsein der Athener als größte, führende Polis der griechischen Welt war zerstört.

Sokrates, der selbst am Krieg teilgenommen hatte, hatte erkannt: das Selbstbewusstsein der Athener ist nur wieder aufzubauen, wenn die Athener lernen, dass sie die Wahrheit in sich selbst finden können. Dafür setzte er sich ein. Seine Fragekunst wurde als ´Hebammenkunst` weltbekannt.

Aus dieser geistigen Situation folgte, dass weder Götter noch Emotionen den Weg weisen, sondern nur die Vernunft. Die Werke der großen griechischen Denker Plato und Aristoteles wurden fundamental für westliches Lebensverständnis und Wissenschaft.

 

MTDD: In der Diskussion Deiner Veröffentlichung stellst Du fest der junge Mensch als Schüler*Innen-Material instrumentalisiert wird für die Interessen der Mächtigen in Politik und Wirtschaft. Lernprodukte haben für Bildungsminister*Innen höchste Priorität, nicht der werdende junge Mensch.  Der Schüler*Innen-Mensch zählt nur als Schularbeiter, der Lernprodukte für Schulrankings erarbeiten muss.”

 

Das von Deinen geäußerte Konzept ist sehr klar, auch wenn es Du erschaudern lässt, weil es deutlich macht, dass Bildungssystemen nicht nur das weibliche Prinzip und damit Aspekte wie Kooperation, Empathie und die Stimme des Herzens fehlen. In Wirklichkeit erleben wir eine totale Standardisierung und eine vollständige Unterdrückung der Vorstellungskraft und Kreativität des Einzelnen von klein auf.

Wie kommen wir aus dieser Situation heraus?

HK: Maßgebliche Impulse gehen, wie schon ausgeführt, vom Bewusstseinswandel patriarchaler Entscheidungsträger aus.

Sobald Patriarchen und Mütter und Väter erkennen, dass die Ignoranz des weiblichen Potentials ihr eigenes Mensch-Sein restringiert, ökonomisch-kreatives Wachstum behindert und den Bestand unserer demokratischen Gesellschaft gefährdet, werden sie bestrebt sein, die Entwicklung des Herz- und Bauchgehirns in die Schulbildung integrieren.

Um einen solchen Bewusstseinswandel zu bewirken, müssten Aktionen auf  mehreren Handlungsebenen erfolgen:

-         Bei jeder sich bietenden Gelegenheit bewusst gemacht werden, dass Schule ein “ambulantes Schulgefängnis„ ist, in dem Kinder ähnlich wie Ratten in der Skinner-Box mit Belohnung, mit guten Zensuren, und mit Bestrafung, mit schlechten Zensuren, auf Anpassung konditioniert werden.

-         Es gilt, Eltern zu motivieren, die psychosomatischen Symptome ihrer Kinder ernst zu nehmen. Also Bauchschmerzen und Kopfschmerzen als Signale zu verstehen, die auf das Leiden ihrer Kinder in der Schule hinweisen.

-         Es sollten Vorträge über das Thema „Bildung und Freiheit“ organisiert werden, als Gelegenheit, Gleichgesinnte zusammen zu führen, die sich für Aktionen solidarisieren.

 

-         Vor allem müssten Journalistinnen/Journalisten motiviert werden, in Elternzeitschriften das Thema “Bildung und Freiheit„ als fortlaufende Kolumne zu erörtern.

 

-         Und nicht ignorieren ist, Kontakt zu den Entscheidungsträgern aufzunehmen und im kontinuierlichen Dialog über Bildungswert und Bildungs-Grundlagen den Mangel zu thematisieren, der der Gesellschaft durch Ignoranz des Herz- und Bauchgehirns entsteht.

 

MTDD: Du wendest Dich mit dieser Publikation auch und vor allem an Eltern. Was kann und muss getan werden, um Eltern aufzuklären und sie für diesen Prozess zu sensibilisieren und einzubeziehen, damit sie ihren Kindern helfen können, ihr volles geistiges und kreatives Potenzial zu entwickeln, das die Schule zu behindern scheint?

HK: Wie soeben ausgeführt, wird die unkritische Masse der Eltern über öffentliche Medien erreicht. Hier sind kritische Bildungs-Journalisten gefragt, die die Auswirkungen der funktionalistisch-ökonomisierten Schulbildung auf ihre Kinder und auf die Gesellschaft verständlich darstellen.

Schlagzeilen in Boulevard-Blättern und in renommierten, einflussreichen                             Tageszeitungen über vernachlässigte, nicht ausgeschöpfte Ressourcen der jungen Generation könnten dieses gesellschaftlich bedeutsame Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen.

 

MTDD: In der Pädagogik der Selbst-Genese beziehen Sie sich auf das re-repräsentative ontische SELBST im Sinne des Existenzphilosophen Søren Kierkegaards, das im Laufe der Bewusstseinszeitalter der Menschheit vom Evolutionsgeist entwickelt ist.

Kannst Du, bitte, diesen Gedanken ausarbeiten?

HK: Das re-repräsentative ontische Selbst im Sinne Kierkegaards ist die Basis der SELBST-Genese.

Die virtuelle Konstitution des ontischen SELBST ist, wie schon ausgeführt,  an seiner Anatomie erkennbar, die aus der psychosomatischen, der dialogischen und der Sinn-Dimension besteht.

Diese Struktur ist von jedem Menschen in Ost und West durch Introspektion in sich selbst erlebbar und erkennbar. Dadurch ist die Konstitution des ontischen SELBST ebenso evident wie die physische Körperstruktur aus Kopf und Rumpf, Armen und Beinen, mit der jeder Mensch in Ost und West ausgestattet ist.

Kierkegaard hat diese virtuelle Anatomie des SELBST durch Selbstkonfrontation in der Analyse des psychischen Zustandes ´Verzweiflung` erkannt und in seinem Essay “Die Krankheit zum Tode„ dargestellt.

Die kulturübergreifende Evidenz der Anatomie des SELBST legitimiert das ontische SELBST als Basis einer Pädagogik der SELBST-Genese.

Die dialogische und die Sinn-Dimension sind Grundbedingungen der Re-repräsentation im Prozess der SELBST-Regulation.

Schauen wir uns diesen kognitiven Vorgang einmal an, so erkennen wir folgende Phasen:

-         Ein Mensch wird durch einen materialen bzw. mentalen Impuls stimuliert,

-         er hält inne,

-         er reflektiert, wie er reagieren will,

-         er antizipiert die Folgen seiner imaginierten Reaktion,

-         er entscheidet sich aufgrund seiner Überzeugung, die vom Sinnfaktor mit der Qualität geistiger Kohärenz geprägt ist.

 

Der Begründer der Logotherapie, Victor Frankl, hat für diesen kognitiven Vorgang den virtuellen Intervallraum als Grundbedingung erkannt, der den Homo sapiens als Menschen auszeichnet:

 

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“

 

In diesem re-repräsentativen Bewusstseinsakt ist sich der Mensch bewusst, dass er die Person ist, die diese virtuellen Phasen vollzieht; er schaut sich selbst dabei zu, als stünde er auf einer inneren Bühne sich selbst gegenüber – er re-präsentiert sich selbst.

Diese Fähigkeit des Homo sapiens hat der Evolutionsgeist in der Abfolge der Bewusstseinszeitalter der Menschheitsgeschichte entwickelt.

Mit dieser Fähigkeit zur SELBST-Regulation hat der Homo sapiens die Option, seinen inneren Kosmos und seine Umwelt als Co-Kreator des Evolutionsgeistes in Verantwortung vor sich selbst, vor seinen Mitmenschen und vor Mutter Natur mitzugestalten.

Die Quantenmechanik hat die Wirkmächtigkeit des Gedankenpotentials erkannt:

die geistigen Energien des Menschen resonieren mit dem Potential des Quantenfeldes, mit dem ´Meer der unerschöpflichen Möglichkeiten`, und kreieren materiale Realität.

 

MTDD: In Deiner neuesten Publikation Schule im Bildungs-Beben (2021) untersuchst Du Bildung im digitalen Zeitalter. Darin hebt er einige sehr interessante Aspekte hervor, wie Selbstregulierung und Mitschöpfer der eigenen Realität, der eigenen Welt zu werden. Diese Aspekte stehen jedoch einer ökonomisierten und funktionalistischen und damit undemokratischen Bildung entgegen.

Deine Publikation bietet offenbar eine “würdevolle und humane Alternative”.

Möchtest Du darüber reden?

HK: Es ist offenkundig:

Die Menschheit befindet sich in einem fundamentalen, evolutionären Wandlungsprozess, im Übergang vom mentalen zum integralen Bewussteinszeitalter. Prinzipien bisheriger Denk- und Handlungsmuster verlieren während dieser Entwicklungsphase ihre Wirkmächtigkeit. Das Konkurrenzprinzip weicht dem Kooperationsprinzip; das Egomanentum dem Teamgeist; die patriarchale Dominanz dem integralen Wirken des weiblichen und männlichen Potentials.

In diesem Umbruch wird die unwürdige funktionalistische Bildung der jungen Generation abgelöst von artgerechter Menschenbildung mit dem Fokus auf SELBST-Regulation. Grundbedingung artgerechter Menschenbildung ist die Ausstattung des Homo sapiens mit dem virtuellen Intervallraum zur SELBST-Genese. Als Parameter der Zielorientierung gilt künftig die Sinnorientierung an einer Geisteshaltung, die kohäsive Balance im organismischen und im virtuellen inneren Kosmos des Homo sapiens fördert.

In solchem Bildungsprozess des integralen Bewusstseinszeitalters entwickelt der Homo sapiens seine co-kreativen Potentiale, resoniert mit dem Potential des Quantenfeldes und erschafft seine Welt mit nachhaltiger menschenwürdiger Lebensqualität.

Die gegenwärtige undemokratische Bildung der jungen Generation durch Perfektionierung der ökonomisch orientierten Bildungs-Planwirtschaft mit Ausbeutung des kognitiven Hirnpotentials der jungen Generation produziert Wirkungen, die der Agonie einer letzten Lebensphase ähneln. Darauf deuten die wegen Schulstress steigenden Zahlen der Patienten in Kinderarztpraxen hin. Ebenso die wachsende Zahl der Schulverweigerer, die aus dem Schulpflicht-System aussteigen, genauso wie die Millionen ´Flachlieger` in China sich gegen den steigenden Leistungsdruck wehren und ihren eigenen Weg zu sich selbst suchen.

Trotz Perfektionierung werden die Prinzipien der Bildungs-Planwirtschaft auf Dauer ihre Überzeugungskraft verlieren, ebenso wie von der Evolution überholte Denkmuster, die nicht vom Geist der Liebe und der Wahrhaftigkeit erfüllt waren. Der Evolutionsgeist mit seiner teleologischen Dynamik ist nicht aufzuhalten.

 

MTDD: Vielen Dank, Horst, für diese beiden sehr interessanten Interviews. Die Themen, mit denen Du Dich befasst hast, sind zahlreich und gleichermaßen tiefgreifend und würden viel mehr Zeit verdienen, um untersucht zu werden.

Wie können diejenigen, die mit Dir Kontakt aufnehmen möchten – egal ob Schüler, Eltern und/oder Lehrkräfte aller Stufen – das tun und Deine Publikationen bestellen?

HK:

-         Kontakt zu mir ist möglich über meine Homepage unter dem Titel WER ICH BIN

-         Meine Bücher sind lieferbar über jede Internet-Buchhandlung und auch über Buchhandlungen vor Ort.

-    Meine Essays sind veröffentlicht bei

 

° https://faszinationmensch.wordpress.com

            ° https://guteschule.eu

Sie sind kostenlos herunterladbar.

 

MTDD: Nochmals vielen Dank, dass Du mein Gast bist. Es war mir eine Ehre.

HK: Auch ich danke Dir, Liebe Maria Teresa, für Deine Einladung. Ich bin Dir sehr dankbar, dass Du das Thema BILDUNG UND FREIHEIT in Deinen Kultursalon aufgenommen und damit eine breite Öffentlichkeit über das menschenwürdige Konzept “Artgerechte Menschenbildung„ informiert hast.