Friday, October 24, 2025

Geschichten aus dem Leben und der Umgebung - von Maria Teresa De Donato - Rezension von Elisa Rubini

 

Geschichten aus dem Leben und der Umgebung

Eine Sammlung von Kurzgeschichten von Maria Teresa De Donato

 

Rezension von Elisa Rubini



 

Es gibt Bücher, die einen ganz leise erreichen und dann im Gedächtnis bleiben wie eine Stimme, die man nicht mehr aus den Augen verlieren kann. „Geschichten aus dem Leben und der Umgebung“ ist so eine. Eine Sammlung von zwanzig Kurzgeschichten, die nicht den Anspruch erheben, die Welt zu verändern, sondern einen innerlich berühren und etwas Besonderes hinterlassen: das Gefühl, ein Stück echtes Leben geteilt zu haben.

 

Der erste Eindruck beim Lesen ist von Wärme geprägt. Man findet keine starren Konstruktionen, keine Distanz. Man findet Empathie, man spürt den Wunsch, zu kommunizieren. Maria Teresa De Donato schreibt in einem vertrauten, fast familiären Ton und scheint einen direkt anzusprechen. Jede Geschichte versetzt einen in eine andere Atmosphäre, doch der Ton bleibt konstant: aufrichtig, liebevoll, nie kalt.

 

Die zwanzig Geschichten haben alles: den Humor, der aus kleinen, alltäglichen Ereignissen entsteht, die Nostalgie, die nicht schmerzt, sondern tröstet, die Ironie, die aufhellt, und dann die Zärtlichkeit, die plötzlich kommt. Beim Lesen fühlt man sich, als würde man seine eigenen Momente noch einmal erleben. Manchmal lacht man, manchmal denkt man an etwas, das man vergessen hatte, manchmal ist man bewegt. Das ist ein Zeichen dafür, dass Schreiben funktioniert, denn es löst Erinnerungen und Gedanken aus.

 

Das zentrale Thema, das immer wiederkehrt, sind Begegnungen mit anderen. Keine außergewöhnlichen Begegnungen, sondern alltägliche: ein Gespräch, eine Reise, eine unerwartete Geste. Jeder Mensch, der in dein Leben tritt, hinterlässt Spuren, und die Geschichten zeigen das. Es gibt einen ständigen Austausch, sowohl kulturell als auch menschlich, der zu Reichtum führt. Es ist eine einfache und kraftvolle Botschaft: Allein überleben wir, aber gemeinsam leben wir wirklich.

 

Nostalgie durchdringt viele Seiten, aber es ist kein Bedauern. Es ist dankbare Erinnerung. Erinnerungen, die aus der Ferne eine neue Bedeutung bekommen, Szenen, die damals unbedeutend schienen und heute wie Lektionen erscheinen. Diese Nostalgie erdrückt einen nicht, sie wärmt einen. Sie ist der Beweis dafür, dass selbst scheinbar unbedeutende Momente, im Rückblick betrachtet, kostbare Juwelen sind.

 

Und dann ist da noch die Leichtigkeit. Nicht die banale, sondern die, die es einem ermöglicht, ernsten Dingen ohne Schwere zu begegnen. Die Autorin versteht es, ihren Ton auszubalancieren: Sie bringt einen zum Lächeln, wenn es darauf ankommt, sie regt zum Nachdenken an, ohne zu belasten, sie erinnert einen daran, dass Lachen und Weinen oft zwei Seiten derselben Erfahrung sind. Manche Geschichten wirken wie kleine komische Skizzen, doch dahinter verbergen sich immer eine Lektion, eine Nuance, die Bestand hat.

 

Der Stil ist schlicht, direkt und klar. Es gibt keine unnötigen Kunstgriffe, keinen Versuch, mit komplizierten Worten zu schockieren. Es ist eine Sprache, die Menschen zusammenbringt, die die Geschichten für jeden zugänglich macht. Diese Klarheit ist eine seltene Eigenschaft: Der Schreibstil protzt nie, sondern lässt Raum für Geschichten und Emotionen.

 

Ein subtiler roter Faden zieht sich durch die gesamte Sammlung: die Einladung, bewusst zu leben. „Carpe diem“ ist hier kein abgedroschener Slogan, sondern eine wahre Lebenseinstellung. Sieh die Welt mit neuen Augen, wie ein staunendes Kind, und lerne nie aus. Diese Botschaft kehrt in verschiedenen Formen und Geschichten wieder. Und sie bleibt im Gedächtnis, sobald man das Buch zuklappt.

 

Die Abwechslung ist eine weitere Stärke. Manche Geschichten sind schnell und intensiv wie Blitze. Andere sind länger und geben Zeit, sich in die Details zu vertiefen. Dieses wechselnde Tempo fesselt die Aufmerksamkeit und ermöglicht es, die Lektüre zu modulieren: Man kann eine Geschichte nach der anderen genießen oder sich von einer Geschichte mitreißen lassen. So oder so, Monotonie kommt nicht auf.

 

Ein weiterer Vorzug der Sammlung ist die Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Sie gleitet nie ins Rhetorische ab, bleibt aber nie oberflächlich. Jede Geschichte, selbst die kürzeste, hinterlässt etwas. Mal ist es ein Lächeln, mal eine Reflexion, mal eine Erinnerung, die wieder auftaucht. Es ist ein Beweis dafür, dass die Kurzgeschichte immer noch eine enorme Kraft hat, auch wenn sie oft unterschätzt wird.

 

Wenn man die letzte Seite erreicht, bleibt mehr als nur die Erinnerung an einzelne Episoden. Es bleibt ein allgemeines Gefühl: eine Einladung, besser zu leben, aufmerksamer und offener gegenüber anderen. Das ist das Geschenk des Buches. Nicht nur Unterhaltung, sondern ein Begleiter, der einen daran erinnert, innezuhalten, zu beobachten und das Leben in all seinen Formen zu atmen.

 

„Geschichten aus dem Leben und der Umgebung“ ist eine wärmende, tröstliche und unterhaltsame Lektüre. Man kann es in einem Rutsch lesen oder auf dem Nachttisch liegen lassen, um es ab und zu öffnen, wenn man ein wenig Licht braucht. Es ist einfach und tiefgründig zugleich. Es ist wahr.