Geschichten aus dem Leben
und der Umgebung
Eine Sammlung von
Kurzgeschichten von Maria Teresa De Donato
Rezension von Elisa Rubini
Es gibt Bücher, die einen ganz leise
erreichen und dann im Gedächtnis bleiben wie eine Stimme, die man nicht mehr
aus den Augen verlieren kann. „Geschichten aus dem Leben und der Umgebung“ ist so eine. Eine
Sammlung von zwanzig Kurzgeschichten, die nicht den Anspruch erheben, die Welt
zu verändern, sondern einen innerlich berühren und etwas Besonderes
hinterlassen: das Gefühl, ein Stück echtes Leben geteilt zu haben.
Der erste Eindruck beim Lesen ist von
Wärme geprägt. Man findet keine starren Konstruktionen, keine Distanz. Man
findet Empathie, man spürt den Wunsch, zu kommunizieren. Maria Teresa De Donato
schreibt in einem vertrauten, fast familiären Ton und scheint einen direkt
anzusprechen. Jede Geschichte versetzt einen in eine andere Atmosphäre, doch
der Ton bleibt konstant: aufrichtig, liebevoll, nie kalt.
Die zwanzig Geschichten haben alles: den
Humor, der aus kleinen, alltäglichen Ereignissen entsteht, die Nostalgie, die
nicht schmerzt, sondern tröstet, die Ironie, die aufhellt, und dann die
Zärtlichkeit, die plötzlich kommt. Beim Lesen fühlt man sich, als würde man
seine eigenen Momente noch einmal erleben. Manchmal lacht man, manchmal denkt
man an etwas, das man vergessen hatte, manchmal ist man bewegt. Das ist ein
Zeichen dafür, dass Schreiben funktioniert, denn es löst Erinnerungen und
Gedanken aus.
Das zentrale Thema, das immer
wiederkehrt, sind Begegnungen mit anderen. Keine außergewöhnlichen Begegnungen,
sondern alltägliche: ein Gespräch, eine Reise, eine unerwartete Geste. Jeder
Mensch, der in dein Leben tritt, hinterlässt Spuren, und die Geschichten zeigen
das. Es gibt einen ständigen Austausch, sowohl kulturell als auch menschlich,
der zu Reichtum führt. Es ist eine einfache und kraftvolle Botschaft: Allein
überleben wir, aber gemeinsam leben wir wirklich.
Nostalgie durchdringt viele Seiten, aber
es ist kein Bedauern. Es ist dankbare Erinnerung. Erinnerungen, die aus der
Ferne eine neue Bedeutung bekommen, Szenen, die damals unbedeutend schienen und
heute wie Lektionen erscheinen. Diese Nostalgie erdrückt einen nicht, sie wärmt
einen. Sie ist der Beweis dafür, dass selbst scheinbar unbedeutende Momente, im
Rückblick betrachtet, kostbare Juwelen sind.
Und dann ist da noch die Leichtigkeit.
Nicht die banale, sondern die, die es einem ermöglicht, ernsten Dingen ohne
Schwere zu begegnen. Die Autorin versteht es, ihren Ton auszubalancieren: Sie
bringt einen zum Lächeln, wenn es darauf ankommt, sie regt zum Nachdenken an,
ohne zu belasten, sie erinnert einen daran, dass Lachen und Weinen oft zwei
Seiten derselben Erfahrung sind. Manche Geschichten wirken wie kleine komische
Skizzen, doch dahinter verbergen sich immer eine Lektion, eine Nuance, die
Bestand hat.
Der Stil ist schlicht, direkt und klar.
Es gibt keine unnötigen Kunstgriffe, keinen Versuch, mit komplizierten Worten
zu schockieren. Es ist eine Sprache, die Menschen zusammenbringt, die die
Geschichten für jeden zugänglich macht. Diese Klarheit ist eine seltene
Eigenschaft: Der Schreibstil protzt nie, sondern lässt Raum für Geschichten und
Emotionen.
Ein subtiler roter Faden zieht sich
durch die gesamte Sammlung: die Einladung, bewusst zu leben. „Carpe diem“ ist
hier kein abgedroschener Slogan, sondern eine wahre Lebenseinstellung. Sieh die
Welt mit neuen Augen, wie ein staunendes Kind, und lerne nie aus. Diese
Botschaft kehrt in verschiedenen Formen und Geschichten wieder. Und sie bleibt
im Gedächtnis, sobald man das Buch zuklappt.
Die Abwechslung ist eine weitere Stärke.
Manche Geschichten sind schnell und intensiv wie Blitze. Andere sind länger und
geben Zeit, sich in die Details zu vertiefen. Dieses wechselnde Tempo fesselt
die Aufmerksamkeit und ermöglicht es, die Lektüre zu modulieren: Man kann eine
Geschichte nach der anderen genießen oder sich von einer Geschichte mitreißen
lassen. So oder so, Monotonie kommt nicht auf.
Ein weiterer Vorzug der Sammlung ist die
Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Sie gleitet nie ins Rhetorische ab,
bleibt aber nie oberflächlich. Jede Geschichte, selbst die kürzeste,
hinterlässt etwas. Mal ist es ein Lächeln, mal eine Reflexion, mal eine
Erinnerung, die wieder auftaucht. Es ist ein Beweis dafür, dass die
Kurzgeschichte immer noch eine enorme Kraft hat, auch wenn sie oft unterschätzt
wird.
Wenn man die letzte Seite erreicht,
bleibt mehr als nur die Erinnerung an einzelne Episoden. Es bleibt ein
allgemeines Gefühl: eine Einladung, besser zu leben, aufmerksamer und offener
gegenüber anderen. Das ist das Geschenk des Buches. Nicht nur Unterhaltung,
sondern ein Begleiter, der einen daran erinnert, innezuhalten, zu beobachten
und das Leben in all seinen Formen zu atmen.
„Geschichten aus dem Leben
und der Umgebung“ ist eine wärmende, tröstliche und unterhaltsame Lektüre.
Man kann es in einem Rutsch lesen oder auf dem Nachttisch liegen lassen, um es
ab und zu öffnen, wenn man ein wenig Licht braucht. Es ist einfach und
tiefgründig zugleich. Es ist wahr.
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