Tuesday, August 11, 2020

Ganz besondere Schwestern - Roman von Paolo Arigotti - Rezension von Maria Teresa De Donato

Ganz besondere Schwestern - Roman von Paolo Arigotti 

Rezension von Maria Teresa De Donato

Deutschland, 9. November 1918: Prinz Maximilian von Baden, Bundeskanzler des Deutschen  Reiches,
kündigt nach der im ganzen Land verbreiteten Revolution die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Er tritt zurück und beauftragt Friedrich Ebert, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei, mit der Bildung der neuen Regierung. 

Deutschland geht aus dem Ersten Weltkrieg besiegt und in jeder Hinsicht auf die Probe gestellt. Am 11. August 1919 trat mit Friedrich Ebert als Präsident der Weimarer Republik die neue Verfassung des Zweiten Reiches in Kraft. 

Die wirtschaftlichen und finanziellen Verluste des Landes durch den Krieg und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise von 1929, die katastrophale Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben werden, sowie die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland sind allesamt Elemente, die die Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie erleichtern, die am 30. Januar 1933 zur Ernennung von Adolf Hitler zum Kanzler und in August 1934 zur Übernahme der vollen Befugnisse als Präsident und später als Führer des Dritten Reiches führte. 

In diesem historischen Kontext stellt Paolo Arigotti, Autor dieses Buches, seine Figuren vor, wobei die deutschen Zwillinge Elene und Johanna, die den Baronen von Werner, die dem bayerischen Adel angehören, geboren wurden und deren Wachstum, nach dem Tod der Baronin, an das Kindermädchen Sara, eine Frau jüdischer Herkunft, untergebracht wird, die sie ihr ganzes Leben lang lieben wird, als sie ihre eigenen Töchter wären. 

Der Autor verwendet die Erzähltechnik des Romans sowie seine juristische und historische akademische Ausbildung, um die traurige und abweichende Realität diskriminierender und rassistischer Gesetze zu untersuchen und zu vertiefen, die von Nazideutschland ab den dreißiger Jahren akribisch, systematisch und gleichermaßen zynisch untersucht, ausgearbeitet und konsequent angewendet werden. Die verschiedenen Charaktere und vor allem die Protagonisten des Romans, darunter in erster Linie die
deutschen Zwillinge Elene und Johanna sowie die Zwillinge Maria und Sara, die später selbst Elene und ihr Ehemann Herbert geboren wurde, an dem Sara am Down-Syndrom leidet, sind nichts anderes –
meiner bescheidenen Meinung nach – als instrumentelle Faktoren. 

Unter Verwendung seiner Figuren, ihres Lebens und spezifischer Situationen und Bedingungen beginnt der Autor eine Debatte, bringt sie ans Licht und macht den Leser auf die tragische Realität und Rücksichtslosigkeit jener diskriminierenden Gesetze aufmerksam, die ihre Wurzeln im darwinistischen Prinzip von der‘Evolution der Spezies‚ hatten und von Adolf Hitler und seinen engsten Mitarbeitern, einschließlich ‘prominenter‚ Ärzte, weiter verfeinert und weit verbreitet worden, um die Beseitigung von Menschen mit physischen und/oder psychischen Behinderungen zu rechtfertigen, um ‘die Reinheit der gewährleisten Arische Rasse' zu sicherstellen. Diese ‘Reinigungs‚ -Politik würde den Weg für die ‘endgültige Lösung‚ der jüdischen Frage ebnen, die im Holocaust gipfeln würde, in dem etwa 6 Millionen Juden getötet wurden, sowie Tausende von Menschen, darunter behinderte Menschen, Homosexuelle und Zeugen von Jehova, Roma und anderen als ‘unerwünscht,, ‘minderwertig‚ und deren Leben ‘nicht lebenswert‚ waren. 

Trotz der Tiefe und Schwere der auftretenden Probleme ist die Erzählung glatt, sehr angenehm und stets
von einem starken Gefühl menschlicher Solidarität geprägt, das die Leser fasziniert, indem es sie vom
Anfang bis zum Ende der Veröffentlichung emotional einbezieht und mit plötzlichen und drastischen
Wendungen überrascht und die die wichtigsten Punkte des Romans darstellen. 

Ein sehr schönes Werk, das die große Sensibilität des Schriftstellers hervorhebt und zur inneren Untersuchung und Analyse unserer persönlichen Ansichten und der daraus resultierenden Wahrnehmung von ‘Vielfalt‚ im weitesten Sinne des Begriffs und der uns unbekannten Welt führt... 

Ein Roman, der in einem Atemzug gelesen werden kann und den ich Lesern jeden Alters wärmstens empfehlen kann.