Tuesday, April 8, 2025

Fehlende Rätsel – Rezension von Giuseppe Storti

 

Fehlende Rätsel – Roman von Maria Teresa De Donato

Rezension von Giuseppe Storti



 

Die Römer hatten den Ahnenkult. Der „mos maiorum“, wörtlich: die Bräuche der Ahnen, ist der Gründungskern der römischen Zivilisation. Die Römer bewachten die Laren und Penaten eifersüchtig in ihren Häusern. In jedem römischen Domus gab es Statuetten, die die Laren symbolisierten, die die Familie beschützten. Während die Penaten Schutzgeister der Nahrungsvorräte der Familie sind. Ein Kult, der vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde.

Das Buch von Dr. De Donato, das in seiner dichten Handlung das Leben ihrer Vorfahren rekonstruiert, tut nichts anderes, als eine Tradition und Kultur wiederzubeleben, die in der DNA der westlichen Zivilisation verankert sind. Die Erzählung und Rekonstruktion der eigenen Familienvergangenheit muss ausschließlich durch die Projektion der eigenen Gegenwart in die Vergangenheit erfolgen. Bevor die Zeit ihre Spuren unaufhaltsam verwischen kann. Wir sind nichts, wenn wir uns nicht daran erinnern, was wir waren.

Die Rekonstruktion der Vergangenheit durch genealogische Ahnenforschung stärkt die eigene Identität und lässt einen mit mehr Sicherheit in die Zukunft blicken. Ja, denn nur wer auf eine solide Vergangenheit zurückblicken kann, kann den Herausforderungen der Zukunft mit mehr Kraft und Optimismus begegnen. Die talentierte Schriftstellerin reist wie in einer imaginären Maschine durch die Zeit zurück und führt dazu genaue genealogische Recherchen durch, kombiniert mit einer gewissenhaften Analyse der Persönlichkeit und des Verhaltens ihrer Vorgänger. Sie untersucht sogar die Einflüsse, die den Charakter und das Verhalten ihrer Vorfahren im Laufe der verschiedenen historischen Epochen verändert haben. Wir beginnen mit den Invasionen der Barbaren, gehen durch das Mittelalter und kommen im 20. Jahrhundert an. Eine wirklich faszinierende Reise.

Auch die Beschreibung der wichtigsten historischen Ereignisse, die die Geschichte des europäischen Kontinents geprägt haben, ist sehr treffend. Die Seiten über die Herkunft ihres Vaters und ihrer Mutter sind wunderschön und sehr bewegend und enthalten Überlegungen zu den Auswirkungen, die die unglücklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs auf ihre Kernfamilie hatten. Und schließlich die unermessliche Dankbarkeit einer Tochter für die empfangene Liebe und das beträchtliche kulturelle Erbe ihrer Familie, mit all den Traditionen, die es zu respektieren und zu lieben gilt.

Ein autobiografischer Roman, der dem Erzähltrend der sogenannten Memoiren folgt, die in der zeitgenössischen Verlagsszene großen Erfolg haben. Ein Buch, das man lesen sollte, gerade weil es ein treffendes Beispiel für den Wert der Erinnerung ist, die gepflegt und geliebt und vor allem auf die einzig mögliche Weise bezeugt werden muss, damit sie nicht verloren geht: nämlich durch das Schreiben. Am Ende ihrer sorgfältigen Recherche gelingt es der Autorin, das fehlende Bindeglied in diesem unschätzbar wertvollen kulturellen Erbe ihrer großen Familie zu finden.