Tuesday, May 1, 2018

Hör diesen Fluss an - Interview mit Aldo Villagrossi Crotti, Schriftsteller und Dichter


Dr. Maria Teresa De Donato
Traditionelle Heilpraktikerin, Homöopathin, Lebensstrategin, Autorin
 
Hör diesen Fluss an
Interview mit Aldo Villagrossi Crotti
Schriftsteller und Dichter

Als Artikel für diesen Monat habe ich mich für eine Interview mit meinem lieben Freund, 
Schriftsteller und Dichter Aldo Villagrossi Crotti entschieden. Ein Mann, der einziger in 
seiner Art ist. Wenn ich an Aldo denke, kommen zwei prominente Persönlichkeiten mir in den 
Sinn: Albert Eistein und Woody Allen. Und dafür gibt es einen Grund ...

Ein vielseitiger, unberechenbarer, mit einer geradlinigen Haltung, pragmatischer sowie 
idealistischer, mit einem Sinn für Humor, Talente von wenigen ... Aldo könntet ihr mögen 
oder nicht mögen, ihn nett oder unerfreulich finden, mit seinem Gedanken einverstanden oder 
nicht einverstanden sein, aber eines ist sicher: Er wird nicht unbemerkt bleiben, sondern 
er wird in eurem Leben ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen.
 
Nach meiner bescheidenen Ansicht der Beruf, der ihm am besten passt, ist der Stand-up-
Comedian (Komiker). Vorerst, da er sich wahrscheinlich noch nicht ganz dessen bewusst ist oder von 
einem bedeutenden Insider der Unterhaltungsindustrie noch nicht entdeckt wurde, entschied er sich als 
Schriftsteller und Dichter zu arbeiten.

 
T: Aldo, Willkommen in meinem Blog und danke für die Teilnahme an diesem Interview.
A: Danke dir und unseren Lesern.
T: Beginnen wir gleich mit einer ebenso einfachen wie tiefgründigen Frage: Wer ist Aldo?
A: Um ehrlich zu sein, versuche ich immer noch, es herauszufinden.
Höchstwahrscheinlich bin ich ein Mensch, der versucht, eine komplexe Beziehung zu entwirren, da ich alle Lebewesen und alles liebe, was zu ihrem Wohlbefinden benötigt wird; das ist etwas, das mir große Befriedigung gibt, aber auch ab und zu zu viel zum
Nachdenken. Nach Jahren, die ich verbracht habe, mein Gefühl künstlerisch versucht, in
verschiedenen Formen auszudrücken, habe ich endlich Poesie entdeckt. Das bedeutet nicht, dass ich
vor dieser Zeit keine Poesie in Betracht gezogen hatte ... als mein erstes Gedicht aus dem Ende von
1990 stammt, wann ich gerade 22 Jahre alt war. Zu dieser Zeit schrieb ich ohne eine spezifische
poetische Technik oder eine Quelle für technische Inspiration hinter mir zu haben.
Im Gegensatz zu dem, was ich heute mache, las ich nicht gerne andere Gedichte und ich bin mir
völlig bewusst, dass ich sie nicht vollständig verstehen konnte. Wir können sagen, dass diese Tür, ich meine, diejenige zu dem Verständnis der Poesie, für mich
noch nicht offen gewesen war. Dann traf ich eines Tages Craig Czury, den ich als Mentor unmissverständlich definieren kann. In jenen Tagen praktizierte Czury das, was er als "kreative
Nicht-Poesie" bezeichnet hatte, das heißt einen poetischen Stil, der von Pier Paolo Pasolini und
anderen Dichtern teilweise in Betracht gezogen wurde, aber der in Czury eine konsistentere Form
mit aktuellen Themen annahm, und was für meine Augen außerordentlich attraktiv erschien. Czury schrieb Gedichte, die sich aus Phrasen zusammensetzten, die von Leuten benutzt wurden,
die er beim Trampen auf den Autobahnen von Pennsylvania treffen würde. Er sprach von sozialen
Unruhen, Fracking, physischen Krankheiten, Umweltschäden und von armen Menschen,
die in einem Land leben, das sich selbst als reich erachten will. Es war eine Offenbarung. Ich
verstand, dass diese Technik die wahre Bedeutung meiner Existenz gut repräsentiert, das heißt,
die Moglichkeit zu haben, auch für die Letzten der Letzten zu sprechen und ihre Worte in Poesie
zu verwandeln.
T: Sehr interessant. Du hast eines der Themen der immerwährenden Kulturdebatte, nämlich die Frage, ob Kunst eher als freie Meinungsäußerung der eigenen Individualität oder lieber als Instrument des gesellschaftlichen und politischen Engagements betrachtet werden sollte, völlig durchkreuzt. Meiner Ansicht nach ist, dass es beides sein kann. Die wichtigste Sache ist, immer die Möglichkeit zu haben, frei zu wählen.
Was ist deine persönliche Meinung zu diesem Thema?
A: Ich habe Künstler verschiedener Art und Level getroffen.
Manchmal fallen Menschen zum Opfer einem seltsamen Dämon, und sie überzeugen sich, Kunstwerke zu produzieren. Das Hauptproblem ist, dass sie tatsächlich es so handeln, wie sie wirklich dieses Ziel erreichen könnten! Ich meine, das passiert mir auch, nachdem ich zwei Stunden auf der Autobahn von Mailand verbracht habe, während ich dem Leoncavallo zuhörte. Ich fange an wie Pavarotti zu singen, aber ich bin allein. Es gibt Leute, die wirklich glauben, dass sie sowohl Pavarotti als auch D'Annunzio sind, und die manchmal ihre politischen und sozialen Verbindungen ausnutzen, um zu versuchen, abzuheben und Ruhm zu erlangen.
Offensichtlich bleiben diese Personen immer auf der Bodenebene, aber sie können immer
noch ein gewisses Substrat an Bekanntheit haben, das ihnen die Mindestdosis an Beifall gibt, solange sie mit ihren Sponsoren in Verbindung bleiben, nachdem ihnen der
Schwebezustand zugesichert wurde. Kunst ist einfach so, es ist schwierig, zu Lebzeiten sie
abzuheben. Seelen sind viel leichter und vielleicht erhöht der Tod des Künstlers die Chance
auf ihre Glaubwürdigkeit, so dass der Künstler erst nach dem Tod als solcher gesehen
wird. Ich könnte dir Tausende von Beispielen geben, Alda Merini ist einer von ihnen. Hier betreten wir einen Bereich, in dem ich viele Feinde habe: Ich glaube fest daran, dass Kunst nicht unbedingt eine Karriere sein soll. Ich habe Leute getroffen, die ein Buch geschrieben haben und davon träumten, Geld daraus zu machen, noch bevor sie ihren ersten Entwurf gelesen hatten, kannst du dich das vorstellen? Vielleicht ist die Wahrheit die folgende: Je höher die künstlerische Ebene ist, desto geringer ist die Möglichkeit, von der Menge verstanden zu werden. In der Tat ist es die Menge, die zusammen mit der Verfolgung ihres konsequenten und potenziellen Reichtums Ruhm ermöglicht. In den 70ern waren Poetes Maudits (= verfluchte Dichter) ohne Geld ok, es war trendy. Heute ist es schwierig, sie auch sozial zu erhalten. Wenn Kunst im Gegenteil als eine Form von sozialem Engagement verwendet wird, und es ist tatsächlich Kunst, dann warum nicht. Ich möchte jedoch über jene sprechen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um ihre eigene Kunst außerhalb ihrer selbst auszudrücken, und wiederum kann ich die Beispiele von Alda Merini oder von Cesare Pavese verwenden. Erinnerst du dich an Verrà la morte e avrà i tuoi occhi?
(= Der Tod wird kommen und deine Augen haben). Ich meine, wie viele Welten sind in diesem
Sinne ... eins, zwei, zehn? Sind diese Augen meine oder Paveses? Vielleicht sind sie die Augen
von uns allen. Pavese bezog sich in Wirklichkeit auf die Augen seines Geliebten, und doch kann
man sehen, wie Pavese in diesem Fall von sich selbst spricht, wie es kein anderer Mensch auf der Welt ist, und er spricht in einem Bruchteil der Zeit, der derjenige der Tod ist. Durch La
pioggia nel pineto (Der Regen im Pinienwald), was D'Annunzio wirklich beschreibt, sind zehn
Minuten seines Lebens mit einer anderen Person, die nur vage erwähnt wird; zehn Minuten auf einem Quadratmeter Boden, während es regnet. Das ist wahre Kunst! Am Ende, wenn ich genau darüber nachdenke, ist es für einen Dichter ziemlich erniedrigend Geld dafür
zu bekommen. Ich weiß, ich werde als ein armer Mann sterben.
T: Da du auch eine extrem vielseitige Person bist, die sich für eine große Vielfalt von 
Themen interessiert, gibt es viele Themen, die wir in Betracht ziehen werden. Beginnen 
wir also mit einem, das uns gemeinsam ist: Schreiben als eine Art der Kunst, also des 
freien Ausdrucks, aber auch als Demonstration eines gesellschaftlichen und politischen 
Engagement, als therapeutische Methode, als Instrument der Selbstbestimmung. 
Selbsterkenntnis, Selbstanalyse und Selbstkritik. 
Kannst du uns erklären, wie und warum du dich entschieden hast zu schreiben? 
 
A: Schreiben ist für mich eine Notwendigkeit, obwohl es keine Möglichkeit ist, meiner
persönlichen Vorstellungskraft etwas zu geben. Ich agiere eher als Antenne. Ich nehme emotionale Informationen auf und verarbeite sie. Kann ich beim Schreiben mich selbst
kennenlernen? Danke für diesen Beitrag, habe ich nie darüber nachgedacht. Es stimmt
aber, dass jedes Mal, das ich die "kreative Non-Poetry" -Technik benutze, Teile von mir
entdecke, die ich nicht kenne. Daher geht es ja um Selbsterkenntnis, Selbstanalyse und
Selbstkritik. Was die Selbstkritik betrifft, möchte ich ein paar Dinge sagen: Ich bin
erschreckend, wenn es um mich geht, während ich die Tendenz habe, den Rest der Welt
zu rechtfertigen. Meine Frau sagt, wenn Hitler morgen käme, eine Figur, die mir am
meisten bei 360° schmerzt, wenn er, wie gesagt, käme und weinte und mich bat, ihm zu
helfen, würde ich wahrscheinlich es tun. Und ich fürchte, sie (meine Frau) hat Recht.
Außerdem ist Poesie nicht diskriminierend, folglich wäre ich geneigt, durch Poesie jedem
zu helfen, der es lesen würde, also auch Hitler. Ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht,
was ich sage.
T: Ich glaube, dass es sehr klar ist, was du meinst. Dies ist ein Aspekt, der mit der
menschlichen Natur zusammenhängt, die so schön wie selten ist und deshalb würde ich
gerne mit dir darüber weiter diskutieren... vielleicht in einer anderen Gelegenheit...
A: Wann immer du willst. Da wir an die Seelenwanderung glauben wollen, werden wir noch am
selben Tag zwei Wale sein, die wir im Schatten eines Eisbergs sprechen werden, während wir
Garnelen essen und einen Aperitif trinken. Weißt du, etwas anderes, das mich verblüfft, ist, dass
Kunst eine Art von Klassifizierung erfahren hat, aus der bestimmte Kategorien davon a priori von
"Kunstwerken" ausgeschlossen wurden. Weißt du, dass wenn ich meine Tochter ins Kino bringe,
einen Animationsfilm anzuschauen, brauche ich meine Sonnenbrille mit mir zu haben, weil ich mit
Tränen in den Augen das Kino verlasse? Nichts bringt mich dazu, so emotional zu werden, wie ein
Animationsfilm. Es gibt Tausende von Menschen, die an diesem Film gearbeitet haben, und ihre
Emotionen, ihr Leben sind alle da drin. Wirklich bewegend. Ich kann meine Emotion nicht
zurückhalten.
T: Aldo, in 1992 hast du deine erste Arbeit, Appunti, per l'appunto (Notizen, genau) veröffentlicht.
Könntest du uns sagen, was dich motiviert hat, sie zu schreiben, und auch über ihren Inhalt und 
ihre Themen sprechen?
 
A: Es war anlässlich einer Kunstausstellung. Jeder brachte Grafiken, Gemälde und Skulpturen mit. Ich 
erschien mit ein paar Gemälden und einem Buch, das ich kostenlos verschenkte. Ich hatte etwas zu 
sagen und etwas zu zeigen. Ich veröffentlichte auf diesem Buch einige meiner ersten Gedichte, und 
eines davon, das ein interessantes Spiel war (ich bin immer noch amüsiert, obwohl ich diese Technik 
nie mehr angewandt habe): Ich hatte einen Text ausgewählt, ein Lied von Jimi Hendrix, Little Wing, 
das war eine Art Text zwischen dem Lysergischen und dem Unsinn, der mich für den Kontrast 
beeindruckt hatte, den er zwischen seinem harmonischen Teil von außerordentlicher Schönheit und 
dem Teil seines Textes schuf, der in Bezug auf eine tiefe poetische Bedeutung fast nichts sagte. Ich 
nahm diesen Text und wechselte Hendrix’s Text zu den Versen meines Gedichts, die im Gegensatz zu 
denen von Little Wing eine sehr zusammenhängende Bedeutung hatten, weniger "luftig" als die von 
Hendrix. Das Ergebnis war, dass ich am Ende ein Gedicht hatte, das eine Art emotionalen Schwung 
erzeugte, bei dem die Spannung meiner Worte durch die entspannte Atmosphäre von Hendrix's Worten 
gemildert wurde. Absolut fantastisch, vielleicht sogar vage irnisch. Ich musste nicht so lange auf das 
Ergebnis warten: Zu dieser Zeit, um mein Studium zu finanzieren, arbeitete ich als Schulbusfahrer für 
Kinder mit Behinderungen (ein Job, den ich heute noch bereue für den Reichtum, der mir vermittelt 
wurde) und Leute hielten mich vor der Schule auf, um mir zu sagen, wie sehr sie diesen Text geschätzt 
hatten.

T: Was also am Anfang ein einfaches Experiment war, wurde, sozusagen völlig unerwartet, von
einem "sozialen" Erfolg verfolgt. Ich freue mich sehr für dich und bin froh, dass seitdem deine
Kreativität in Bezug auf Herz und Emotionen dich belohnt hat, sowie auf das Gefühl, als
Mensch und als Teil des Ganzen, nützlich zu sein.
A: Wie ich bereits erwähnt habe, ist die finanzielle Anerkennung eines Kunstwerks ein Aspekt, den
ich persönlich für einen Renaissance-Aspekt halte. Wir können nicht davon ausgehen, dass die
Öffentlichkeit die Schönheit der Werke eines Künstlers nur dadurch anerkennt, wenn sie ihnen
etwas Geld geben. Ich würde lieber jemanden wie meinen Versicherungsagenten bevorzugen, der
eines Tages sagte: "Weißt du was: ich muss dir danken." Ich fragte ihn: "Wofür?" Er sagte: "Weil
du wissen musst, dass ich in meinem Leben keine Bücher gelesen habe, außer deinem."
T: Auch dies war eine wunderbare Erfahrung, die nicht nur in deinem Leben Spuren hinterließ, 
sondern auch in jemand anderem, zumindest in deinem Versicherungsagenten.
Im Jahr 2012 folgte dein Buch Le False Verità (Die falschen Wahrheiten). Wenn du es 
beschreibst, sagst du: "Meine Familie und ich haben 1974 in eine internationale Spionage-
Geschichte uns eingemischt. In der Mitte befand sich die einbalsamierte Leiche von Evita Perón, die 
berühmte Evita. Jeder weiß, dass sie einbalsamiert war; nur wenige wissen, dass sie auf dem 
Mailänder Friedhof versteckt war ... "
Ich weiß, dass nach ihrem Tod Evita Perón, Ehefrau von Juan Perón, zweimal Präsident des 
argentinischen Volkes (1946-1955 und 1973-1974), wahrscheinlich auf Wunsch ihres Mannes, 
einbalsamiert wurde, und dass alles organisiert war, sodass ihr Körper nicht nur den richtigen Ort 
finden, sondern auch von der Öffentlichkeit besichtigt werden könnte. Aus den Nachrichten, die ich 
gelesen habe, sieht es so aus, als ob ihr vorzeitige Tod, zusammen mit den verschiedenen 
Umsiedlungen, die ihr Körper durchgemacht hat, und der Sturz des Regimes durch die Obersten, 
durch die Juan Perón seine Macht verlor, eine Zeit großen Aufruhrs in das Land stattfand, die 
wahrscheinlich Evitas Körper verdrängt hat.
Von ihrem Tod an, wie kommen wir also zu deiner persönlichen Beteiligung in dieser 
Angelegenheit und zu der Veröffentlichung deines Buches?
A: Das ist das Erstaunlichste, was mir je passiert ist. Es war 1973 und mein Vater hatte gerade mit
einem großen Stahlwerk in Norditalien einen Vertrag erhalten. Bevor wir als Familie dauerhaft 
umzogen, mietete mein Vater bei einem Vermieter ein Zimmer, das neben dem Eingang dieser großen 
Fabrik lag. Neben ihm gab es noch andere Leute, unter denen war ein argentinischer Techniker, der 
von Anfang an Freund meines Vaters wurde. Diese Person bestand darauf, dass mein Vater auf den 
verlassenen Friedhof ihn begleitete, wo sie den ganzen Tag nach einem Grab suchten, das der 
Argentinier behauptete, dass es dort sicher sei. Sie fanden es und bauten es aus den Buschwäldern 
wieder auf. Auf dem Grab war ein Name und ein Datum: Maria Maggi, Witwe De Magistris und das 
Datum war ungefähr 23-02-1956, obwohl wir uns nicht sicher sind. Ein Jahr lang ging dieser 
argentinische Gentleman jeden Tag auf den Friedhof und brachte Blumen und Kerzen zum Grab, oft in 
unserer Gesellschaft. Als er gefragt wurde, wer diese Dame sei, antwortete er einfach: "Ein Bekannter 
von mir, der in Argentinien lebte, aber hier begraben werden wollte." Im Juli 1974 rief diese Person 
aus Mailand uns an und sagte, er müsse unbedingt nach Argentinien zurückkehren und bat uns, ein 
letztes Mal uns zu treffen. Ein bisschen wuselig und verwirrt, gingen wir los und verabschiedeten uns. 
Das war das letzte Mal, dass wir ihn sahen, obwohl er uns seine Adresse gegeben hatte. Die Briefe, die 
wir ihm schickten, kamen alle mit einem Stempel zurück, auf dem stand: "Dem Postboten unbekannt."
Wir haben jahrelang über ihn gesprochen, jedes Jahr ein bisschen weniger. Dann, an Weihnachten 2008,
 saßen mein Vater und ich zu Hause auf dem Sofa und sahen einen Dokumentarfilm über die 
Geschichte von Frau Perón. Plötzlich hören wir, dass ihre mumifizierte Leiche in 1956 aus 
Sicherheitsgründen nach Italien gebracht und in Mailand unter dem Pseudonym Maria Maggi, Witwe 
De Magistris, begraben, die nach den öffentlichen Aufzeichnungen von Mailand in derselben Stadt 
geboren, wo das andere Grabmal mit dem gleichen Namen gefunden wurde, dasjenige, das wir mit 
dem Argentinier besuchten. Stelle dich die Szene vor. Mein Vater und ich sahen uns in die Augen, als 
wir gerade einen Geist gesehen hatten. Das Buch wurde nach einer vierjährigen Forschung 
veröffentlicht.
T: Absolut faszinierend! Es klingt, als man Indiana Jones oder sogar den Da Vinci Code von Dan
Brown lesen würde... Am 10. Juni 2014 hat das italienische Online-Journal Valseriana News in
einem Artikel, der deinem Buch gewidmet ist, es als "eine kaleidoskopische Arbeit" definiert, und
das Buch wird nach der Analyse als Thriller präsentiert, der uns von Anfang bis zum Ende an
den Atem anhielt...
Könntest du das besser erklären, und uns ein paar Details geben?
 
A: Das ist sehr schwierig. Diese Geschichte ist auf dem denkbar größten Maßstab kompliziert. Wir 
könnten einfach sagen, dass "die Realität die Phantasie überwindet", aber hier scheinen alle Elemente 
die Tatsache zu bestimmen, dass der Geist hinter der Organisation der Körperverlagerung eine 
überlegene gewesen sein muss. Wir können nicht einmal die Möglichkeit ausschließen, dass die auf 
dem Friedhof von Recoleta begrabene Leiche tatsächlich nicht diejenige von Frau Perón sein könnte. 
Wahrscheinlich hast du dich schon gewundert, warum ich sie nicht "Evita" nenne, wie alle anderen 
machen. Das war ein Spitzname, den sie nur von Kindern und von den Menschen auf der Plaza de 
Mayo akzeptierte. Ihr Ehemann selbst nannte sie nicht Evita, sondern "chinita", also "Bauernmädchen". 
Niemand konnte sie "Evita" direkt nennen, ohne eine negative Reaktion von ihr zu provozieren. Ich 
glaube, ich habe alles überprüft, was über die persönliche Geschichte von Frau Perón geschrieben, 
gesagt und aufgezeichnet wurde. Ich habe meine eigenen Schlüsse gezogen, habe einen Roman 
geschrieben, aber ihre Geschichte entwickelt sich ständig weiter. Vielleicht wird eines Tages das Ende 
kommen, aber nur, wenn der Vatikan seine geheimen Archive öffentlich machen wird. Sonst ... werden 
alle nur Hypothesen bleiben, aber die Annahmen könnten fair sein.
T: Lassen wir uns aufrichtig
hoffen, dass der Vatikan früher oder später sich dafür entscheidet. Ich frage mich, wie viele neue oder andere Wahrheiten entstehen könnten und welcher Teil der Geschichte am Ende komplett
neu geschrieben werden könnte ...
Jetzt zurück zu uns ... Im Jahr 2013 veröffentlichst du La ragazza di Sighet: Da Auschwitz alla
California: una storia di speranza (Das Mädchen aus Sighet - Von Auschwitz nach Kalifornien:
Eine Geschichte der Hoffnung) (Edizioni Paoline) (Das Mädchen aus Sighet: Ein Memoir).
Welche Art von Gefühlen, Gedanken und Emotionen hast du beim Schreiben dieser Arbeit
erlebt? Wenn es dazu kam, war deine Erfahrung irgendwie anders als diejenige, die du während
der Arbeit an deinen anderen Büchern hattest, und wenn ja, wie?
A: Ich werde immer noch emotional. Das Mädchen aus Sighet ist eines jener Dinge, die vom Himmel
gefallen sind. Eines Tages schrieb ich bei der Suche auf Google meinen Namen falsch, und dieser
schlug den Namen meines Onkels Adolf vor, der an dem russischen Feldzug teilgenommen hatte und
dessen Name auf einem Buch erschien, das in den USA von einer Dame veröffentlicht wurde, die das
Auschwitz Massaker überlebte, ein Mädchen aus Sighet, der Stadt von Elie Wiesel. Etwa 10.000
Menschen wurden aus Sighet deportiert, unter ihnen die Autorin dieses Buches, die sich in ihren
Memoiren an meinen Onkel erinnern wollte. Ich habe mich mit der Autorin in Verbindung gesetzt und
mit ihrer Erlaubnis ihre Arbeit übersetzt. Ich reichte meine Übersetzung bei der Edizioni Paoline ein,
die mir innerhalb der folgenden zwei oder drei Tage antwortete: "Wunderbar. Dies wird das Memorial
Day Book 2013 sein." The Forward wurde von dem italienischen Romanprinzen Marco Buticchi
geschrieben. Es war eine meiner größten Errungenschaften.
T: Herzlichen Glückwunsch! Dies war auch ein erstaunlicher und wohlverdienter Erfolg.
Persönlich glaube ich nicht, dass Dinge zufällig passieren... und deine Erfahrungen scheinen zu
bestätigen, dass "Jemand" (Du kannst Ihn/Sie/Ihn G-tt, Adonai, universelles Bewusstsein oder
wie es dir am besten gefällt) zu dir Türen öffnet, die sonst verschlossen geblieben wären, daher
hätte er/sie dich vielleicht als Instrument benutzt, um an die Menschheit dieses Wissen zu
verbreiten ... etwas, das wir nicht wissen, wohin es in der Zukunft dich führen könnte...
A: Ich habe eine seltsame Beziehung mit G-tt. Einfach gesagt: Wir arbeiten zusammen.
T: Aldo, im Laufe unseres Lebens treffen wir Menschen aller Art, Lebensbereiche, ethnische
Gruppen, kulturelle Hintergründe. Einige werden nur vorbeikommen... einige andere werden
für kürzere oder längere Zeiträume bleiben, andere auch für immer. Jeder von uns ist für den
anderen eine Bereicherung, eine Lebenslektion. Bei manchen Menschen geschieht jedoch etwas
wirklich Magisches: Wir haben perfekt aufeinander abgestimmt und von Anfang an, also
unabhängig von Alter, von Geschlecht, und auch wenn wir in Ländern geboren und
aufgewachsen sind, die so weit voneinander entfernt sind, und so weiter und so fort. Ich weiß,
dass dir das mit Lu Xsun (Lu Xun) und mit anderen passiert ist ...
Möchtest du mit uns darüber reden?
A: Das ist ein sehr interessantes Thema. Ich bin mir nicht sicher, ob wir an die Seelenwanderung
glauben oder uns nur auf einen kohärenteren und realistischeren Gedankengang verlassen sollten; es
gibt jedoch objektiv einige Male im Leben, wenn du eine Person triffst, oder du sie einfach siehst, sie
am Tisch eines Restaurants sitzen, ein paar Meter von dir entfernt, und du weißt bereits, wie ihr
Gesicht aussieht, wenn sie glücklich oder traurig ist. Du kennst sie einfach schon. Und wenn du sie
endlich triffst, ist es absolut erstaunlich zu erfahren, dass deine Eindrücke über sie bestätigt wurden,
bevor du sie wirklich kennen lernst. Wenn das mit einem Buch, einem Gedicht, einem Telefonanruf
geschieht, da ist alles einfach noch magischer. Lu Xun oder Craig Czury, Mois Benarroch oder meine
Frau Fatma, sie alle sind positive und aufschlussreiche Lieben auf den ersten Blick. Die einzige Person,
die in meinem Leben gekommen ist und mein Grund dafür ist, bleibt jedoch meine Tochter Claudia.
T: Ja, du hast recht. Es gibt Dinge, die passieren und Erfahrungen, die wir jenseits unseres 
Verständnisses haben und die trotz unserer Versuche, sie zu erklären, trotzdem in Geheimnis 
gehüllt bleiben ...
Zurück zu deinen Werken... Im Jahr 2017 hast du dich an der fünf Kontinente umfassenden 
Anthologie Oír Ese Río: ​​Antologia para los Rios del Mundo (Hör diesen Fluss an: Anthologie für 
die Flüsse der Welt) beteiligt; das ist eine Sammlung von Gedichten, die den Flüssen gewidmet 
sind und zu denen zeitgenössische Dichter aus der ganzen Welt mit Gedichten beigetragen haben, 
die sowohl in ihrer Originalsprache als auch mit ihren Übersetzungen ins Spanische und 
Englische geschrieben wurden. Inwieweit ist diese Arbeit für dich als Mensch und als Dichter 
wichtig und inwieweit ist das für den Planeten Erde? Was hat dich dazu motiviert, an dieser 
Anthologie zu arbeiten und wie hat dieses Buch aus menschlicher, beruflicher und kultureller 
Sicht dich bereichert?
 
A: Im Dezember 2017 meldete Craig Czury sich mal und sagte: "Hör zu, wir müssen einen 
Spaziergang am Fluss machen, da Esteban Charpentier sagte, dass er ein Gedicht von jedem von uns 
am Fluss als Thema haben möchte." Ich habe Craig’s Einladung freudig angenommen und am 1. Januar 
2017 waren wir beide am Fluss, umgeben von einer Athmosphäre, die ich nicht anders als gespenstisch,
 aber wunderbar definieren konnte. Zu dieser Zeit erlitt Craig einen qualvollen Gichtanfall, der ihn 
ernsthaft in Ungnade brachte, was es ihm sehr schwer machte, auf seinem rechten Fuß zu landen, was 
ihn zwingt, sich mit einem Stock zu helfen, den er „Onkel Louis“ genannt hatte und der in Harmonie 
mit seinem Stil, an den italienischen Ausdruck "Anche lui?" (Ihn auch?) erinnert. Kurz gesagt, du 
kannst dich leicht vorstellen, wie schwierig es für Craig gewesen sein musste, am ersten Tag des neuen 
Jahres am Ufer entlang zu wandern. Trotzdem müssen wir hier die heroische und poetische Seite von 
Meister Craig verstehen: Wenn er mit der Möglichkeit einer Quelle der Inspiration konfrontiert wird, 
kann nichts ihn aufhalten.
Wir gingen nach Hause, jeder mit einer anderen Idee. Er schrieb sein Gedicht, ich schrieb meines. Ich 
schrieb ein Gedicht, das speziell über die Vision eines Flusses sprach, eines Flusses, der von Menschen 
vergewaltigt wurde, und einer Natur, die ebenso wie der Fluss von genau dem Mann missbraucht wurde,
der heute zu ihm, dem Fluss, geht, und bittet darum, sich von ihm inspirieren zu lassen, um ein Gedicht 
zu schreiben. "Wie kannst du es wagen’, scheint die Natur zu sagen, ‚mit solcher Unverschämtheit zu 
kommen und mich das zu fragen?" Und die Insekten und die Frösche selbst meines Gedichts scheinen 
meinen Worten nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ich finde mich indirekt schuldig und betrachte 
den Fluss aus einer anderen Perspektive. Ich beschreibe ihn, als es nicht wäre, derjenige der sich 
bewegt, sondern die Erde, und alles, was wir in den Fluss werfen, geht nirgendwohin, es bleibt dort 
und wartet auf den nächsten Mann, der sich der Verwüstung bewusst wird, die wir verursacht haben .
Ich schrieb das alles in einer poetischen Form und schickte es an den Verleger.
Das Buch wurde veröffentlicht und begann, in einem kontinentalen Maßstab in Kolumbien, 
Argentinien, Uruguay, Mexiko, Venezuela verteilt zu werden. Eines Tages rief mich Charpentier an 
und sagte: "Weißt du was? Es gibt ein junges Mädchen in Cartagena, Kolumbien, das ein Video 
aufgenommen hat, in dem sie am Flussufer dein Gedicht liest." Später erschien ein Artikel über ein 
kolumbianisches Magazin, in dem mein Gedicht auf dem Fluss als "universal "definiert wurde. I war 
überrascht, erstaunt, berührt und stolz auf mich.
T: Ein weiterer großer und wohlverdienter Erfolg. Wenn das, was wir schreiben, von jemandem
gelesen und gewürdigt wird – egal wer dieser Jemand ist, was er/sie von Beruf machst, wo er/sie lebst oder woran er/sie glaubt - können wir nur glücklich sein. Wie du selbst bemerkt hast,
entsteht in diesen Fällen zwischen der anderen Person und uns eine Art von "universeller Liebe";
wir fühlen sie nahe, als sie zu uns gehört, fast so, wie sie unserer Familie gehört ...
Kannst du uns etwas über deine Erfahrung als Mensch und als Autor erzählen?
A: Es ist ein merkwürdiger Mechanismus. Es gibt zwei Arten
von Intimität: die objektive (in meinem Fall ist die Toilette eine der Orte, die ich am meisten für eine objektive Intimität liebe) und die induzierte. Im Falle eines Autors ist die induzierte Intimität fast immer kompromittiert, aber im Falle eines Poeten ist er definitiv verloren. Sobald ich ein Gedicht schreibe, erkläre ich der Welt zu meiner Lunge meine Vorstellung vom Leben. Und genau in dem Moment, in dem ich dem Leser meine induzierte Intimität verschenke, wenn der Leser zufällig auf den Autor sich einstellt, wird ein Mechanismus ausgelöst, der diese beiden Elemente in zwei einander gegenüberliegende Pole transformiert. Ich bin mir bewusst, dass du magst, was ich schreibe, genauso wie du dich darauf freust, dass ich es schreibe, damit du es lesen kannst. Stell dir vor, was für eine tödliche Attraktion das ist!
T: Sehr wahr. Dies ist ein ebenso wunderbarer wie tiefgründiger Gedanke, der mehr Zeit
erfordert, um erforscht und ausgearbeitet zu werden, und den wir jedoch auf eine andere Zeit
verschieben müssen...
Wie besonders dieses letzte Buch von dir könnte nicht nur der Öffentlichkeit helfen, sondern
auch Organisationen, die in der Umwelt oder in ähnlichen Bereichen arbeiten?
A: Als ich nach Chile ging, fragte ich einen Freund, wie es möglich sei, den Diktator Augusto
Pinochet und sein Regime demokratisch abzusetzen. Er sah mir in die Augen und sagte:
"Durch Metaphern."
T: Danke, Aldo, dass du heute hier bei uns warst. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass
du als Mann, Vater, Ehemann und auch als Autor weiterhin viel Erfolg haben wirst.
A: Vielen Dank, Teresa, es war mein größtes Vergnügen und ich hoffe, dass alles, was du mir
wünschst, sich in deinem Leben tausendfach vermehren kann.
T: Aldo, Was wäre, wenn unsere Leser sich mit dir in Verbindung setzen möchten, um mehr
Informationen über deine Aktivitäten zu erhalten oder um einige deiner Bücher zu kaufen, wie können sie das tun?
ist meine E-Mail. Normalerweise antworte ich allen und freue mich sehr darüber.
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